Es gibt verschiedene Phänomene der Angst
Für Sören Kierkegaard war die Angst ein Symptom der inneren Zerrissenheit des Menschen. Allerdings wies der Schriftsteller darauf hin, dass nur ein Wesen, das frei ist, sich ängstigen kann. Martin Heidegger betonte die Vereinzelung des Menschen, der Angst hat: nur wer die starre Regel und Routine seines Kollektivs verlässt, erlebt sein eigentliches Selbstsein und seine Todesverfallenheit, woraufhin er, frei im Raum stehend, sich auf sein ureigenstes schuldig sein können einlassen kann. Die Schuld ist für Martin Heidegger ein Urphänomen des Daseins.
Angst ist für Sigmund Freud prinzipiell Trennungsangst
Sigmund Freud dagegen rückt den Kastrationskomplex in den Mittelpunkt des Angsterlebens. Angst ist für ihn prinzipiell Trennungsangst. Zum ersten Mal wird sie im Trauma der Geburt erfahren und kommt anschließend immer wieder zum Vorschein, wenn Ablösung und Trennung von libidinös relevanten Objekten aktuell ist. Der Verlust des Lebens ist die größtmögliche Kastration, die der Mensch kennt. Daher ist jede Angst in gewisser Weise auch eine Todesangst.
Alfred Adler führte die Angstbereitschaft auf den Wunsch des Ichs zurück, seine Position der Überlegenheit zu bewahren. Adler sieht in der Angst ein Warnsignal, damit sich der Mensch nicht in Situationen begibt, in denen er unterlegen sein könnte. Der Tod ist die radikalste Form des Unterliegens für ein Lebewesen. Das Bewusstsein des Todes ist demnach eine ständig fließende Quelle von Gefühlen der Angst. Für Otto Rank liegt die stärkste Erfahrung der Angst in der Trennung des Menschen von den Normen, Gewohnheiten und Lebensregeln seiner sozialen Umgebung.
Von Hans Klumbies