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Essstörungen haben viele Ursachen

Komplexe Krankheitsbilder wie Störungen des Essverhaltens haben immer viele Ursachen, die zudem noch nicht bis ins Letzte bekannt sind. Reinhard Haller weiß jedoch: „Eine Kränkung kann aber Teilursache und eine kränkende Bemerkung Auslöser sein. Vornehmlich dann, wenn diese eine sensible Stelle trifft.“ Bei Ess-/Brech-Störungen ist dies vordergründig meist die Angst, dem heutigen Schönheitsideal nicht zu entsprechen oder die weibliche Rolle nicht erfüllen zu können. Oder zu wollen. Unbewusst lassen sich Selbstwertzweifel, Probleme bei der Identitätsfindung, Gefühle der Sinnlosigkeit, Lebensdefizite, aber auch Depressionen sowie nicht überwundene Kränkungen erkennen. Essstörungen sind, obwohl…

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Die Demütigung ist die bösartigste Kränkung

Die Demütigung ist die tiefste, bösartigste und folgenschwerste Form der Kränkung. Sie ist Entwertung, Verletzung, Beschämung und Diffamierung in einem. Reinhard Haller fügt hinzu: „Sie ruft Gefühle der Scham und Hilflosigkeit, der ohnmächtigen Wut und Verzweiflung, ja der totalen Erniedrigung hervor.“ Im Gegensatz zum sonstigen Kränken, welches dem Kränkenden unbeabsichtigt passieren kann, ist sie Ausdruck einer gezielten Aggression, einer bewussten Bloßstellung, einer geplanten Entwürdigung anderer. Dahinter steckt immer eine böse Absicht, nicht nur eine Nachlässigkeit oder Unbedachtheit. Demütigungen sind offen und auf die äußere Person gerichtet, Kränkungen sind versteckter und…

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Nicht jede Kränkung führt zu einem Trauma

Joachim Bauer betont: „Nicht jede Widrigkeit ist ein Trauma, auch wenn heute eine Tendenz zu beobachten ist, jede Kränkung oder Verletzung, jeden Unfall oder jede unerwartete Veränderung zu einem Trauma zu erklären.“ Ob eine Erfahrung ein Trauma ist oder nicht, entscheidet sich daran, ob das Selbst durch eine extreme Erfahrung völliger Hilflosigkeit seiner Möglichkeiten als Akteur vollständig beraubt und dadurch dauerhaft geschwächt wurde. Das menschliche Selbst ist, ein Lebewesen eigener Art, ein Lebewesen im Lebewesen Mensch. Wie die Heldin oder der Held eines Märchens durchläuft es eine Kindheit, wird groß,…

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Scham hat immer einen fassbaren Grund

Scham, Schämen und Beschämung gehören zum großen Kreis dessen, was die Kränkung erfasst. Reinhard Haller erläutert: „Wenn man sich schämt oder beschämt wird, leidet man an einem Zustand des Unwohlseins, der Peinlichkeit, der Unruhe, der Depressivität. Man fühlt sich unsicher, schuldig und bloßgestellt, man ist gekränkt.“ Die Auslöser dieser Kränkungsreaktion sind in Mängeln, Fehlern oder Peinlichkeiten, im Verletzten basaler Gebote oder in gesellschaftlich nicht akzeptierten Verhaltensweisen zu sehen. Wenn aufgezeigt wird, dass persönliche Ziele nicht erreicht, Erwartungen der Mitmenschen nicht erfüllt und gesellschaftliche Normen nicht eingehalten worden sind, fühlt man…

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Die Gefolgschaft der Kränkung ist zahlreich

Die Gefolgschaft der Kränkung bildet eine Reihe von abwertenden, ausgrenzenden und entwürdigenden sozialen Interaktionen, denen alle Kränkungselemente eigen sind. Reinhard Haller nennt Beispiele: „Dazu gehören Diffamierung und Diskreditierung, Verleumdung und üble Nachrede, besonders aber die Diskriminierung.“ Letztere bedeutet soziale Benachteiligung aufgrund von Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Behinderung, religiöses Bekenntnis oder sexuelle Präferenz. Heute versucht man, diesen mit gesetzlichen Regelungen zur Gleichbehandlung, Gleichberechtigung und Gleichstellung entgegenzutreten. Aktuell erlebt man sie neben den scheinbar zeitlosen systematischen Diskriminierungen auf allen Ebenen des sozialen Bereichs in erster Linie im Umgang mit Kriegsflüchtlingen,…

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Kränkungen können sogar Kriege auslösen

Bei manchen Kriegen bleiben die Ursachen ein Rätsel. Die sonst üblichen Gründe wie Herrschaftsinteressen, Territorialansprüche, ethnisch-kulturelle Heterogenität, soziale Ungerechtigkeiten oder Machtkonkurrenz liefern keine stimmige Erklärung. Reinhard Haller weiß: „in vielen Fällen wird man bei Demütigungen und Kränkungen fündig, die vielleicht nicht das ganze Drama verursacht, aber zumindest ausgelöst und den letzten Ausschlag gegeben haben.“ Das Beispiel schlechthin findet man in der griechischen Mythologie, im Trojanischen Krieg, den Homer in seiner „Illias“ schildert. Dessen mythologische Wurzeln sind Kränkungen und sich nach dem Schneeballprinzip ausbreitende Kränkungsreaktionen. Am Anfang steht die Gekränktheit der…

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Es gibt mehrere kollektive Kränkungen

Die erste elementare kollektive Kränkung hat Nikolaus Kopernikus verursacht. Wahrscheinlich war er 1509 zu seiner berühmten Erkenntnis gekommen, dass sich nicht die Sonne um die Erde bewegt, sondern umgekehrt, die Erde um die Sonne kreist. Mit dieser revolutionären Idee wurde das geozentrische Weltbild durch das heliozentrische abgelöst. Reinhard Haller weiß: „Kopernikus wurde wegen dieser „kosmologischen Kränkung“ verlacht, angefeindet und ausgegrenzt.“ Selbst Martin Luther beschimpfte ihn als „Esel“. Die zweite Kränkung der Menschheit erfolgte durch die Lehre von Charles Darwin, den englischen Biologen und Geologen. Dieser vertrat in seinem Buch „Über…

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Der Narzissmus etabliert sich als Ideal

Die Zunahme des Narzissmus in jüngerer Zeit ist mitverantwortlich für die steigende Kränkbarkeit der modernen Gesellschaft. Denn die eigenen Bedürfnisse, das Durchsetzen der persönlichen Ansprüche und die Selbstdarstellung sind vor allem bei Jugendlichen extrem wichtig geworden. Reinhard Haller erläutert: „Epidemiologische Untersuchungen belegen ein starkes Ansteigen der sogenannten Narzissmusparameter. Globalisierung und Vernetzung fördern diese Entwicklung.“ Dabei hat sich der Raubtierkapitalismus etabliert und es kam zu Finanzcrashs infolge von Spekulationen mit Scheinwerten. Ebenso hat sich die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert und die Umwelt wurde auf Kosten zukünftiger Generationen zerstört. Selbst…

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Liebesentzug führt zu Kränkungen

Blickt man auf den psychologischen Hintergrund des destruktiven Charakters von Kränkungen, handelt es sich immer um Liebesentzug oder Liebeszurückweisung. Leidet ein Kind unter Liebesmangel, unter fehlender Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit seiner Bezugspersonen, reagiert es irritiert und letztlich gekränkt. Reinhard Haller fügt hinzu: „Die menschliche Urangst, zu wenig geliebt zu sein, führt zu erhöhtem Verlangen nach positiver Reaktion und zu anhaltender Verunsicherung in diesem Bereich. Auch nach der Kindheit, während des ganzen Lebens.“ Umgekehrt können sich Kränkungen auch aus zurückgewiesener Liebe entwickeln. Findet das Bedürfnis nach positiver Zuwendung keinen Abnehmer, ist…

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Der Narzisst ist von Neid zerfressen

Heinz Kohut ist ein aus Wien stammender amerikanischer Psychoanalytiker. Er vertritt die These, dass ein Narzisst nur dann befriedigt ist, wenn er den Kränkenden bis zur völligen Vernichtung entwerten kann. Der narzisstisch Gekränkte kann nicht ruhen, bis er den unscharf wahrgenommenen Beleidiger ausgelöscht hat. Denn dieser wagte es, ihm entgegenzutreten, nicht mit ihm übereinzustimmen oder ihn zu überstrahlen. Reinhard Haller weiß: „Hinter all dem steht als psychodynamische Triebkraft der Neid. Der Neid auf allen, denen es scheinbar besser geht oder die überlegen sind.“ Diese als höchst bedrohlich wahrgenommenen Konkurrenten können…

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