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Realistische Ziele führen zu einem zufriedenen Leben

Kränkungen resultieren oft aus nicht erfüllten positiven Erwartungen. Deshalb haben sie viel mit Einstellung, Selbstbild, Hoffnung und Wünschen, vor allem aber mit Enttäuschung zu tun. Reinhard Haller weiß: „Zufrieden und ungekränkt kann man leben, wenn realistische Ziele angestrebt und unsere Erwartungen erfüllt werden. Geschieht dies nicht, reagieren wir mit Enttäuschung und Kränkung.“ Man muss erkennen, dass das von einem selbst gemachte Bild – das Selbstbild – in wichtigen Punkten nicht mit jenem der Mitmenschen harmoniert, dass die eigene Einstellung nicht richtig war und dass sich die persönlichen Erwartungen als irreal erwiesen haben. Darauf reagieren die meisten Menschen mit Ärger, Frustration, Enttäuschung und in weiterer Folge mit Kränkung. Enttäuschung bedeutet zunächst, dass Erwartungen nicht erfüllt und man getäuscht worden ist. Der Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller arbeitet vornehmlich als Therapeut, Sachverständiger und Vortragender.

Enttäuschungen zwingen zur Korrektur des Selbstbildes

Viele Menschen fühlen sich dann unverstanden, abgelehnt und unzufrieden, sowohl mit der Situation als auch mit sich selbst. Andere haben sie reingelegt, und – noch schlimmer – sie haben sich hineinlegen lassen. Man reagiert mit Ärger, Missmut und Frustrationen, in weiterer Folge mit Zorn oder Rachegedanken, landet aber letztlich in der Falle der Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühl. Enttäuschung heißt, dass man sich hat täuschen lassen, von den anderen oder von sich selbst. Darauf antwortet man mit Desillusionierung, Ernüchterung und Frustration, manchmal mit anhaltender Verbissenheit, immer mit Verunsicherung.

Enttäuschungen zwingen zur Revision der eigenen Vorstellungen und Ziele, manchmal zur Überarbeitung des Lebensplans, besonders aber zur Korrektur des Selbstbilds. Enttäuschungen verbessern aber auch immer den eigenen Erfahrungsschatz und schärfen dadurch die Persönlichkeitsstruktur. Bei Selbsttäuschungen richten sich Widerstand und Frustration am Schluss immer gegen die eigene Person. Man findet weder einen außen stehenden Schuldigen noch kann man seinen Missmut auf jemand anderen projizieren. Die ganze Wucht der Enttäuschungsreaktion trifft das Selbst.

Für viele Menschen ist Gerechtigkeit ein hoher Wert

Viele Kränkungen resultiert aus Verletzungen des Gerechtigkeitsgefühls. Für die meisten Menschen ist Gerechtigkeit ein hoher Wert. Dieser hat mit Selbstverständnis, individueller Sicht der Dinge, eigenem Urteilsvermögen und dem Bestreben nach Ausgleich zu tun. Reinhard Haller erklärt: „Gerechtigkeit heißt, seine eigenen Ansprüche in gleichbedeutender Relation mit jenen anderen Menschen zu sehen. Kommt es zu Irritationen dieses sensiblen Empfindens, sind Kränkungsreaktionen und Konflikte fast regelhaft zu erwarten.“

Besonders eindrucksvoll zeigt sich dies bei den unzähligen Rechtsstreitigkeiten. Bei denen geht es nicht nur um Freispruch oder Verurteilung, um Sieg oder Niederlage. Sondern vordringlich um die Frage, wessen Gerechtigkeitsgefühl befriedigt worden ist. Bei kaum einem anderen Rechtsstreit zeigt sich die enorme Auswirkung von Kränkungen so sehr wie bei Auseinandersetzungen bei Erbschaften. Meist geht es bei diesen Streitfällen nicht mehr um Vorteil oder Gewinn, sondern um Durchsetzung des eigenen Standpunkts. Eine große Rolle spielt auch dabei die rechte Wertschätzung und Befriedigung des Gerechtigkeitsgefühls. Quelle: „Die Macht der Kränkung“ von Reinhard Haller

Von Hans Klumbies

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