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Jeder will seine Überzeugungen bewahren

Arie Kruglanski ist Professor für Psychologie an der University of Maryland in den USA. Er versucht, die Gedankenprozesse gewalttätiger Extremisten zu entschlüsseln. Dabei hat er das Konzept der „kognitiven Geschlossenheit“ entwickelt, das auch im Nike-Slogan „Just do it!“ zum Ausdruck kommt. Dabei handelt es sich um das Bedürfnis, etwas zu tun, Dinge zu erledigen und weiterzumachen. Kevin Dutton fragt Arie Kruglanski: „Worin besteht das Geheimnis der Wirklichkeitsklassifizierung? Im Sammeln der richtigen Menge an Informationen, in der richtigen Anzahl an Haufen, der richtigen Größe der Haufen und dem richtigen Zwischenraum zwischen ihnen?“ Arie Kruglanski antwortet: „Es ist im Grunde mehr oder weniger der Wunsch von jedem von uns, an festen Überzeugungen festzuhalten.“ Kevin Dutton ist Forschungspsychologe an der University of Oxford und Mitglied der British Psychological Society.

Eine zu große Auswahl führt zur Erstarrung

Denn so kann man all die Unsicherheiten, die Verwirrung und die Mehrdeutigkeit, die das Leben für einen bereithält, in Schach halten. Dieser Wunsch hat sich durch die natürliche Auslese entwickelt. Man sollte darüber nachdenken … aber nicht zu viel! Denken ist gut, richtig? Es ist wichtig, sich mit verschiedenen Optionen gebührend zu befassen. Doch man sollte einen Mechanismus besitzen, dieses Denken auszuschalten. Denn es gibt einen Punkt, an dem man genug nachgedacht hat. Dann ist es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen und zu handeln.

Ist es nicht einfach gesunder Menschenverstand, dass einem etwas umso mehr gefällt, je mehr davon da ist? Kevin Dutton erklärt: „Nun, ehrlich gesagt: nein. Die Wahrheit ist, dass wir vielleicht denken, dass wir es mögen. Doch in Wirklichkeit stresst es uns. Ist die Auswahl zu groß, erstarren wir, brechen zusammen und schalten ab.“ Der sich drehende Ball der Überkategorisierung beginnt im Gehirn herumzukreisen. Arie Kruglanski ergänzt: „Verstehen sie mich nicht falsch.“

Beim Denken muss es einen Abschluss geben

Der Psychologieprofessor fährt fort: „Die Fähigkeit, gründlich nachzudenken und abzuwägen, gehört zu den wahrhaft großartigen Vorteilen eines großen Gehirns. Logik, Vernunft, Kreativität … wir verdanken all unsere höheren Fähigkeiten unserem Vermögen zu vergleichen. Doch wenn es keinen Aus-Schalter gibt, was dann? Dann stecken wir in einer Grauzone endloser Datenverarbeitung fest.“ Das wäre ein dummer Programmfehler in einem ansonsten brillanten System.

Ein Fehler, der die Menschheit vor mehreren Millionen Jahren kaltgestellt hätte, bevor sie zu ihren großen Entwicklungsschritten ansetzen konnte. Arie Kruglanski hat wiederholt demonstriert, wie das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit das Gehirn dazu zwingen kann aufzugeben. Dazu braucht es nicht viel. Erhöhte Lärmpegel, Zeitdruck, Langeweile und Müdigkeit sorgen dafür, dass man früh die Flinte ins Korn wirft. Der springende Punkt ist: Es muss einen Abschluss geben. Quelle: „Schwarz. Weiß. Denken!“ von Kevin Dutton

Von Hans Klumbies

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