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Karen Horney: "Eine Neurose verbirgt das wahre Ich"

Die Psychoanalytikerin Karen Horney stellte sich in einigen wesentlichen Punkten gegen die Lehre Sigmund Freuds. So lehnte sie die Theorie des „Penisneids“ strikt ab und sprach der Bedeutung der sexuellen Motivation generell weniger Bedeutung als Sigmund Freud zu. Außerdem wies sie nach, dass Frauen vor allem dann für Neurosen anfällig werden, wenn sie unrealistische gesellschaftliche Forderungen nicht erfüllen. Karen Horney verfolgte einen sehr demokratischen Ansatz, indem sie den Analyseprozess auch für Laien so verständlich machen wollte, dass eine Selbstanalyse der Menschen möglich werden sollte.
Alle Neurosen weisen auf ungelöste tiefe Konflikte hin

Ihr Buch „Unsere inneren Konflikte. Neurosen in unserer Zeit; Entstehung, Entwicklung und Lösung“ wendet sich auch an den psychoanalytischen Laien. Auf der anderen Seite war sie aber fest davon überzeugt, dass für ernste Neurosen weiterhin der Therapeut zuständig sein müsse. Nach Karen Horney weisen alle Neurosen auf ungelöste tiefere Konflikte hin, die Brüche voraussetzen, die das Individuum zumeist nicht erkennen kann.

Im Gegensatz zu Sigmund Freud, der glaubte, dass die inneren Konflikte der Menschen mit instinktiven Trieben zu tun haben, vertritt Karen Horney die Auffassung, widerstreitende Vorstellungen, über das was die Menschen wirklich wollen, sind für das innere Chaos verantwortlich. Kinder, die beispielsweise in einem feindseligen Familienumfeld aufwachsen, dürsten genauso nach Liebe wie andere, reagieren aber aggressiv, um das Leben zu bewältigen. Als Erwachsene entwickeln sie die Neurose, Situationen und Menschen zu kontrollieren.

Die drei grundlegenden neurotischen Trends

Die Neurosen der Erwachsenen entstehen laut Karen Horney durch zu weraden sowie eine feindseligen Umwelt, um nur die wesentlichen zu nennen. Das Kind wird durch diese Faktoren unsicher und möchte dies irgendwie kompensieren und nimmt diese Kompensation als Neurosen ins Erwachsenenalter mit. Karen Horney ist sich sicher, dass die extreme Egozentrik des neurotischen Menschen zu einem Ich-Verlust und zur Abhängigkeit von anderen führt. Die neurotische Tendenz im Individuum ist eine Larve, die man aufsetzt, um sein wahres Ich zu verbergen. Karen Horney definiert drei grundlegende neurotische Trends: sich auf Menschen zubewegen, sich gegen Individuen stellen oder sich von den Menschen isolieren.

Der erste Typ erlebte in der Kindheit Isolation und Furcht. Ist der Mensch erwachsen, soll sein Partner alle Lebenserwartungen erfüllen. Außerdem hat er das Bedürfnis, sich den auserwählten Partner unter allen Umstanden zu sichern. Andere Menschen erscheinen ihm fremd und bedrohlich, die niedergerungen werden müssen. Der zweite Typ hat seine Kindheit in einer feindseligen Familienumgebung erlebt. Als Erwachsener geht ein solcher Mensch davon aus, dass die Welt grundsätzlich böse ist, hat sich aber eine Maske der Höflichkeit, des Fairplay und der guten Freundschaft erworben. Der dritte Typ versuchte in der Kindheit Distanz zur Familie aufzubauen. Als Erwachsene haben diese Menschen ein Bedürfnis zur ganzen Welt auf Distanz zu gehen. Sie grausen sich davor, einer Gruppe anzugehören.

Von Hans Klumbies

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2 Thoughts to “Karen Horney: "Eine Neurose verbirgt das wahre Ich"”

  1. Christian Kleinert

    chrena meint‘:
    zur neurose, gehõrt noch
    unbedingt die >narzisstische stõrung<
    sozusagen als zwillings-
    schwester der neurose.
    Gruss chrena.

  2. Barbara

    Hallo Chrena,

    Was hat das mit dem obigen Artikel zu tun?
    Da könnte man gleich das halbe ICD 10 aufführen.

    Gruss. Barbara

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