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Viele Eltern bedrohen und mobben Lehrer

Viele Lehrer Klagen über Eltern, die sogar Drohungen oder Mobbing einsetzen, wenn ihnen die Benotung ihrer Kinder nicht passt. Freia Peters stellt fest: „Ob im Lehrerzimmer, auf Zeugniskonferenzen oder im Gespräch mit Freunden: Wenn Lehrer erzählen, dauert es nicht lange, bis das Gespräch auf eines der zunehmenden Übel ihres Berufes kommt: anstrengende Eltern, die sich überall einmischen.“ Diese betrachten die Schule ihrer Kinder als pädagogischen Servicebetrieb, der zu liefern habe, allem voran gute Noten. Der ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, prägte vor 15 Jahren den Begriff der Helikopter-Eltern, die ständig um ihren Nachwuchs kreisen. Mittlerweile hat sich die Definition verfeinert: Kampfhubschrauber gibt es, die beim kleinsten Hindernis ihre Gefechtsrohre ausfahren. Und Rasenmäher-Eltern, die alle Unebenheiten im Lebensweg ihrer Kinder beseitigen, um sie vermeintlich zum Erfolg zu führen.

Es gibt einen Verfall der Autorität von Lehrern

„Wir haben im Verband die Diskussion über übergriffige Eltern etwa seit den 80er-Jahren. Richtig schwierig ist das Ganze in den vergangenen zehn, 20 Jahren geworden“, bestätigt der jetzige Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Früher, berichtet Meidinger, sei es in den Familien Usus gewesen, die Entscheidungen der Schule zu akzeptieren. „Heute hingegen übernehmen Eltern oft grundsätzlich die Position der Kinder. Es gibt einen Verfall der Autorität von Lehrern, das betriff aber auch andere Amtspersonen wie Rettungskräfte, Polizisten, Finanzbeamte.“

Dazu komme bei manchen Eltern die Angst, dass aus dem Kind nur etwas wird, wenn es den besten Abschluss bekommt. Ein Spitzen-Abi muss her. Auch zweien werden von Eltern angefochten. Freia Peters weiß: „Laut einer repräsentativen Umfrage unter Schulleitern im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) hat sowohl die verbale als auch die körperliche Gewalt gegen Lehrer zwischen 2018 und 2020 deutlich zugenommen.“ Als Beispiele nannte der VBE Drohungen beim Elternabend, eskalierende Gespräche, Briefe und Drohungen mit Strafanzeigen oder Berufsverboten.

Eltern sollten die Selbstständigkeit ihrer Kinder fördern

Auch Kinderarzt Axel Gerschlauer beobachtet, dass einige Eltern einer gesunden Entwicklung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ihrer Kinder im Weg stehen. Axel Gerschlauer erklärt: „In der Schule etwa tauchen immer mehr Probleme im Verhalten der Kinder auf. Eine ergotherapeutische Behandlung wird von Eltern mit Abstand am häufigsten angefragt. Die ist aber nur gut, wenn es tatsächlich ein gezieltes Problem gibt und nicht, wenn das Kind einfach nur unruhig oder unkonzentriert ist.

Die Zahl der Entwicklungsstörungen bei Kindern in Sprache und Motorik ist in den vergangenen Jahren überproportional angestiegen, ebenso wie die psychosozialen Folgekrankheiten. Peter Borusiak ist Chefarzt des Kinderneurologischen Zentrums der LVR-Klink Bonn und behandelt vor allem Kinder mit Entwicklungsstörungen – in enger Zusammenarbeit mit den Eltern. „Die Kinder sind manchmal ein Spiegel dessen, was in den Familien abläuft, sagt Peter Borusiak. Quelle: „Auch Note zwei wird angefochten“ von Freia Peters in „DIE WELT“ vom 19. Januar 2023

Von Hans Klumbies

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