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Frieda Fromm-Reichmann stellt ihre Form der Psychotherapie vor

Frieda Fromm-Reichmann kommt aus der orthodoxen Schule der Psychoanalyse. Im psychoanalytischen Verfahren eines Sigmund Freud war der Arzt nach wie vor das Subjekt, der Patient in der Regel das Objekt. Frieda Fromm-Reichmann ging es vor allem darum zu ihren Patienten ein enges und intimes Arbeitsverhältnis zu entwickeln. Beim Schizophrenen kann man sich nicht wie beim neurotischen Analysanden in der Therapie auf verbale Äußerungen stützen, da dieser mitunter sehr wortkarg ist und sich hinter kryptischen Satzgebilden versteckt.

Angsterfüllte Patienten möchten in der Isolation bleiben

Manchmal ändern die Schizophrenen ihre Sprechweise auch so ab, dass sich nur noch ein Wortsalat oder Kauderwelsch entsteht, das scheinbar keinen Sinn ergibt. Daher ist der Therapeut bei ihm darauf angewiesen, die nichtsprachlichen Kommunikationen ganz genau zu beobachten, etwas die Mimik, die Gestik, die Haltung sowie die Bewegungen. Sehr oft agiert der psychotische Patient laut Frieda Fromm-Reichmann damit seine innere Not. Zum Reflektieren muss er durch die Therapie erzogen werden.

Die Aktionen der Schizophrenen können Tics, Stereotypien, Wutausbrüche, Destruktivitäten, Selbstbeschmutzung und vieles mehr sein, die auf den Arzt im ersten Moment abstoßend oder erschreckend wirken können. Frieda Fromm-Reichmann hat es verstanden, dass es sich hierbei um Manöver des Widerstands des angsterfüllten Patienten handelt, der in seiner Isolation bleiben möchte, weil er Sozialkontakte seit seiner Kindheit als bedrohlich, schädigend und frustrierend erlebt hat.

Für Frieda Fromm-Reichmann ist klar, dass der Patient in einer gewaltigen Zwickmühle lebt, der sich auf der einen Seite nach Nähe und lebendiger Entfaltung sehnt, sich aber auf der anderen Seite beides fast mit tödlicher Angst fürchtet. Sie schreibt: „Der Arzt, der die Symptome des Patienten bekämpft, ist Gegenstand seiner freundlichen Gefühle, insofern er damit der Genesungstendenz des Patienten entgegenkommt. Gleichzeitig klammert sich der Patient aber an seine Symptome wegen ihrer Abwehrfunktion. Dadurch wird der Psychotherapeut dann wieder zum Objekt der Feindseligkeit, da seine ärztlichen Bemühungen darauf abzielen, den Patienten dieser seiner Schutzwehr zu berauben.“

Kurzbiographie: Frieda Fromm-Reichmann

Frieda Fromm-Reichmann wurde am 23. Oktober 1889 in Königsberg geboren. Sie studierte in ihrer Heimatstadt Medizin und schloss das Studium 1914 ab. Nach dem Krieg ging Frieda Reichmann nach Dresden, um im Sanatorium „Weißer Hirsch“ zu arbeiten. Der Direktor hieß Johannes Heinrich Schultz, der später durch sein autogenes Training weltberühmt werden sollte. 1930 eröffnete sie in Heidelberg ein privates Sanatorium, in dem sie neurotische und psychotische Patienten behandelte. Mit ihrem Ehemann Erich Fromm gründete sie den Südwestdeutschen Studienkreis für Psychoanalyse.

Die Nazis vertrieben Frieda Fromm-Reichmann aus Deutschland. 1935 emigrierte sie in die USA, die ihre zweite Heimat wurde. Als „Direktor of Psychotherapy“ in Chestnut Lodge, einem Sanatorium in Maryland, widmete sie sich der Therapie von Wahnkrankheiten, also der Schizophrenie und des manisch-depressiven Irreseins. Sie starb am 28. April 1957 im Alter von 68 Jahren in Chestnut Lodge.

Von Hans Klumbies

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