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Der Geist ist zuständig für Assoziationen

Die Assoziation wurde als Kerneigenschaft des Geistes angesehen, seit die frühesten Philosophen zu verstehen versuchten, wie die Menschen ticken. Julia Shaw erklärt: „Die sogenannten Assoziationsgesetze beruhen auf einem Konzept Platons. Aristoteles schrieb sie im Jahr 300 vor Christus offiziell als Gesetze fest.“ Er sah sie als Prinzipien an, die jeglichem Lernen zugrunde liegen. Wobei Lernen natürlich ein Prozess der Erinnerung ist. Aristoteles beschreibt in seiner Schrift „Gedächtnis und Erinnerung“ vier Assoziationsgesetze. Das erste ist das Gesetz der Ähnlichkeit – das Erleben oder Erinnern eines Objekts ruft die Erinnerung an Dinge hervor, die diesem Objekt ähnlich sind. Das zweite ist das Gesetz des Gegensatzes. Das Erleben oder Erinnern eines Objekts weckt die Erinnerung an Dinge, die konträr zu ihm sind. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

Hermann Ebbinghaus untersuchte die Erinnerungen

Das dritte ist das Gesetz der Kontiguität – das Erleben oder Erinnern eines Objekts ruft die Erinnerung an Dinge wach, die ursprünglich zusammen mit diesem Objekt erfahrbar waren. Das vierte Gesetz ist das der Häufigkeit – je öfter zwei Dinge gemeinsam erfahren werden, desto wahrscheinlicher wird es sein, dass das Erleben oder Erinnern des einen auch die Erinnerung an das andere hervorruft. Man kann diese Gesetze noch heute in vielen Konzeptualisierungen von Gedächtnis erkennen.

Rund 2.000 Jahre lang hielt man diese Gesetze für richtig, aber ihre Bedeutung wurde weitgehend trivialisiert. Zumindest, bis sie im 17. Jahrhundert John Locke wieder zum Leben erweckte und dann im späten 19. Jahrhundert erneut von Hermann Ebbinghaus. Julia Shaw erläutert: „Ebbinghaus war zu seiner Zeit ein Pionier, er gehörte zu den ersten, die höhere kognitive Funktionen auf experimentelle Weise untersuchten.“ Er fand eine neue Methode, die Entwicklung von Erinnerungen zu untersuchen.

Bestimmte Erinnerungen erhöhen die Aktivität des Geistes

Hermann Ebbinghaus lernte sinnfreie Silben. Solche Silben sind Buchstabenfolgen wie etwa OOB oder KOJ. Der Forscher dachte, sie wären leicht zu memorieren. Und zudem wären keine Assoziationen mit ihnen verbunden. Er wählte sie aus, weil er glaubte, sie würden die Ergebnisse nicht durch einen bereits bekannten Sinn verzerren, denn ein solcher Sinn würde die Erinnerung an einige von ihnen erleichtern. Seine Annahme wurde zwar inzwischen angefochten, aber sein Versuch war nichtsdestotrotz sehr löblich.

Im Jahr 1885 fasste Hermann Ebbinghaus seine Ergebnisse zusammen und veröffentlichte sein Hauptwerk „Über das Gedächtnis“. Das moderne Konzept der Aktivierung durch Assoziation ist eine Erweiterung der ursprünglichen Aussagen von Aristoteles und Hermann Ebbinghaus. Es beinhaltet die Vorstellung, dass es eine erhöhte Aktivität bei bestimmten Erinnerungen gibt, wenn man andere, begrifflich ähnliche Gedanken oder Erfahrungen verarbeitet. Man geht inzwischen davon aus, dass Individuen eine Reihe von häufig benutzten Wörtern und Ideen haben. Quelle: „Das trügerische Gedächtnis“ von Julia Shaw

Von Hans Klumbies

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