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Die sanften Aufschieber sind am kreativsten

Die ständigen Aufschieber von Tätigkeiten sind irgendwann von sich und dem Leben enttäuscht, nicht weil sie nichts erreichen, sondern weil sie gar nie anfangen. Andreas Salcher stellt fest: „Sie werden zu Zuschauern in ihrem eigenen Leben.“ Es gibt einen spannenden Zusammenhang zwischen Aufschieben und Kreativität. Der Hardcore-Aufschieber findet meist deshalb zu keiner großartigen Lösung, weil er am Schluss von der Panik, überhaupt nicht fertig zu werden, aufgefressen wird. Doch auch die Schnellstarter gehren selten zu den Kreativsten, weil sie sich mit den ersten, naheliegenden Lösungen zufriedengeben und sich daraufhin in die nächste Aufgabe stürzen. Dagegen zeigt sich, dass die sanften Aufschieber häufig am kreativsten sind. Sie starten zwar schnell, lassen das Thema dann aber lange in sich arbeiten, um schließlich oft eine kreative, spannende Lösung zu finden. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Im Gehirn gibt es einen Raum der „Unerfüllten Wünsche“

Ihr Arbeitsprozess entspricht einem „U“, viel Energie am Anfang und am Ende, dazwischen ist eine lange Phase der scheinbaren Inaktivität. Andreas Salcher weiß: „Bemerkenswerter Weise schieben wir auch Dinge auf, die wir eigentlich besonders gerne machen würden, wie eine neue Sprache zu lernen, einen Tanzkurs zu besuchen oder endlich in ein bestimmtes Land zu reisen.“ Im Archiv des menschlichen Gehirns gibt es einen Raum, auf dem „Unerfüllte Wünsche“ steht.

Im Laufe eines Lebens füllt sich dieser Raum. Menschen betreten ihn manchmal in ihren Tagträumen. Die einzige Herausforderung auf dem Weg vom sanften Aufschieben zum freudvollen Anfangen ist das scheinbare Fehlen einer letzten Anmeldefrist für die Verwirklichung der persönlichen Lebensträume. Dabei verbirgt sich diese im Wort „Deadline“. Auf die Frage „Was soll ich mit meinen geschenkten Jahren anfangen?“ gibt es eine einfache Antwort: Genieße sie und nütze sie für dich und andere.

Die Verzögerung ist der größte Verlust für das Leben

Seneca erklärt: „Der größte Verlust für das Leben ist die Verzögerung: Sie entzieht uns immer gleich den ersten Tag, sie raubt uns die Gegenwart, während sie Fernliegendes in Aussicht stellt.“ War der Tod traditionell ein Fall für Priester, Theologen oder Friedhofswärter, so übernehmen nun die Softwareingenieure die Deutungshoheit. Für die wissenschaftlichen Visionäre ist der Tod ein technisches Problem, das die Menschheit lösen können und lösen sollte.

Transhumanismus ist die ehrgeizigste, manche meinen die gefährlichste Idee, an der ganz offen im Silicon Valley und höchstwahrscheinlich versteckt in vielen Geheimlabors auf der Welt mit Hochdruck gearbeitet wird. Andreas Salcher erläutert: „Die Lebenserwartung des Menschen soll dabei durch Verschmelzung mit Computerintelligenz so weit ausgedehnt werden, dass irgendwann das Sterben obsolet wird.“ Der Homo deus, der gottgleiche Mensch, würde sich dann über den Homo sapiens erheben, wie das der israelische Historiker Yuval Noah Harari in seinem gleichnamigen Bestseller prognostiziert. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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