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Alexander Mitscherlich spricht über Krieg und Frieden

In seiner Ansprache anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Jahr 1969 hat Alexander Mitscherlich Dinge angesprochen, die auch heute noch von brennender Aktualität sind. Seiner Meinung nach besteht in vielen Menschen, unbewusst bleibend, ein hohes Maß von Destruktionsbereitschaft und insbesondere von Neigung zur Selbstdestruktion, die leicht erregbar sind. Ohne eine Veränderung der psychischen Konstitution beim Menschen, worunter Alexander Mitscherlich eine quasi qualitativ neue Stufe der kulturellen Entwicklung, ein erweitertes und gestärktes Bewusstsein versteht, kann kaum mit einer Minderung der Kriegschancen gerechnet werden. Alexander Mitscherlich nennt zwei Faktoren, die ernstlich im Laufe der Geschichte einer Entwicklung zu größerer Friedlichkeit im Weg standen. Er erklärt: „Es sind dies die leicht weckbare Feindseligkeit des Menschen gegen seine Artgenossen, und die, wie man zu sagen pflegt, unausrottbare Dummheit.“

Die Erziehung zu Vorurteilen hat leider massenhaften Erfolg

Die Fähigkeit, in Lebenslagen von sehr unterschiedlichem Gewicht sich aggressiv zu verhalten, geht für Alexander Mitscherlich auf eine aggressive Grundbegabung der Gattung Mensch zurück. Die Zielvorstellung aller Kultur besteht demnach in der Milderung der feindseligen und zerstörerischen Formen von Aggression, sobald das nackte physische Elend überwunden ist. Dies soll erreicht werden durch die Förderung ausgleichender seelischer Kräfte wie Mitgefühl, Verständnis für die Motive des anderen und ähnliches.

Kurzbiographie: Alexander Mitscherlich

Der Arzt, Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich, geboren am 20. September 1908 in München, leitete von 1960 bis 1976 das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Im Jahr 1969 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zu seinen Hauptwerken zählen: „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“, „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“, „Die Unfähigkeit zu trauern“ sowie „Die Idee des Friedens“. Alexander Mitscherlich starb am 26. Juni 1982 in Frankfurt am Main.

Von Hans Klumbies

 

 

 

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