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Verletzlichkeit ist die Voraussetzung für Intimität

Scham ist universell. Und dennoch redet niemand gerne über sie. Aber je mehr ein Mensch sie fürchtet, desto stärker hindert sie ihn daran, mit sich selbst und anderen in Verbindung zu treten. Scham drückt sich in Gefühlen aus wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Wenn das schiefgeht, bin ich blamiert bis auf die Knochen“. Andreas Salcher ergänzt: „Scham hat mit unserer Verletzlichkeit zu tun. Die Bereitschaft, uns verletzbar zu machen, ist die Voraussetzung, um Intimität zulassen zu können.“ Nur ein verletzbarer Mensch kann ein empfindsamer und liebender Mensch sein. Menschen, die ein starkes Gefühl der Liebe und Zugehörigkeit haben, glauben, dass sie die Liebe und Zugehörigkeit wert sind. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Vertrauensvolle Menschen haben Mut

Diese Überzeugung ermöglicht es diesen liebenden Menschen zuzulassen, dass sie so gesehen werden wie sie sind. Dadurch können intime und tiefe Beziehungen entstehen. Klingt ganz einfach. Doch woher kam diese Überzeugung? Die erste Gemeinsamkeit, die vertrauensvolle Menschen gemeinsam haben, ist Mut. Diese Menschen sind mutig genug, unvollkommen zu sein, sich aber von ganzem Herzen selbst anzunehmen. Weil sie Mitgefühl für sich selbst empfinden können, ermöglicht ihnen das auch, Mitgefühl für andere zu zeigen.

Diese Menschen können sich mit anderen verbinden, weil sie aufgehört haben, ständig darüber nachzudenken, wer sie sein sollen, und sich stattdessen so akzeptieren, wie sie sind. Eine andere Gemeinsamkeit ist, dass sie ihre Verletzlichkeit uneingeschränkt annehmen. Erst das Eingeständnis ihrer Verletzlichkeit macht sie attraktiv für andere und hilft diesen, sich ebenfalls zu öffnen. Verletzlichkeit ist weder etwas Angenehmes noch Qualvolles, sondern etwas Notwendiges. Sie waren bereit, als Erstes etwas wie „Ich liebe dich“ zu sagen, in dem Wissen, sich damit verwundbar zu machen.

Intimität ist ein Zustand tiefster Vertrautheit

Intimität liegt oft in der Luft. Viele Menschen wagen es aber nicht, sie anzusprechen und ihr damit Raum zu geben. Intimität ist ein Zustand tiefster Vertrautheit. Den Zutritt zu seiner Intimsphäre gewährt ein Mensch nur ganz besonders ausgewählten Menschen. Die Hemmschwelle, um Intimität zu wagen, ist oft gerade gegenüber nahestehenden Menschen besonders hoch. Das hat mit der Angst zu tun, dass man sie mit zu viel Offenheit und Ehrlichkeit erschrecken könnte.

Andreas Salcher warnt: „Wir verdrängen dadurch leicht, dass wir keine intimen Beziehungen zu uns wichtigen Menschen wie Eltern, Geschwistern oder dem Partner haben und der Bereich des Unausgesprochenen immer größer wird.“ Intimität kann allerdings auch unangenehm sein, wenn jemand versucht, einem näher zu kommen, als man es selbst will. In solchen Situationen ist es erlaubt, Nein zu sagen. Eine Ablehnung bleibt aber stets eine Ablehnung, und die bekommt man oft dort, wo sie besonders schmerzt. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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