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Männer stehen für Freiheit und Macht

Eigentlich wird die ganze verdammte Welt von Männern am Laufen gehalten, die sich am liebsten selbst reden hören und ihre Vorstellung von Männlichkeit an ihre Söhne weitergeben. Tobias Haberl stellt fest: „Es ist eine sexistische Welt, sehr weiß, sehr männlich, sehr heterosexuell, die von zahllosen Filmen und Werbespots reproduziert wird.“ Frauen machen Werbung für Geschirrspülmittel, Gardinen und Waschpulver, Männer für Autos, Versicherungen und Weinbrand. Männer stehen für Freiheit, Abenteuer und Macht, Frauen für Saubermachen und Körperpflege. So etwas wie Lebensglück wird so gut wie immer von einem heterosexuellen Paar mit einem Sohn und einer Tochter symbolisiert. Der Literaturwissenschaftler Tobias Haberl schreibt für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“. Sein letztes Buch „Die große Entzauberung – Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen“ wurde ein Bestseller.

Menschen sollten partnerschaftlich ihre Rolle finden können

Trotzdem hat Tobias Haberl nicht das Gefühl, dass er, zum Beispiel gegenüber seiner Schwester, privilegiert sein könnte, dass ihr weniger zugetraut oder gestattet wurde. Sie bekommt alles, was auch Tobias Haberl bekommt, das gleiche Taschengeld, die gleiche Liebe, an Weihnachten liegen genau so viele Geschenke auf der linken wie auf der rechten Seite des Baumes. Tobias Haberl weiß nichts von der permanenten Unsicherheit, ohne die sich Frauen ihr Leben nicht vorstellen können.

Tobias Haberl ist tatsächlich erst bei der Arbeit an seinem Buch „Der gekränkte Mann“ aufgefallen, dass sein halbes Leben fast ausnahmslos von Männern geprägt wurde. Die Politikerin Rita Süßmuth hat einmal gesagt, dass Politik keine Männer- und Frauenbilder entwerfen, sondern Bedingungen schaffen solle, dass Menschen partnerschaftlich ihre Rolle finden könnten. Das kann man gar nicht oft genug wiederholen. Tobias Haberl merkt es nicht und denkt nicht darüber nach, dass es sich den ganzen Tag mit Ideen, Meinungen und Fantasien von Männern beschäftigt.

Tobias Haberl identifiziert sich mit männlichen Helden

Tobias Haberl weiß noch, wie irritiert er war, als er mit siebzehn zum ersten Mal „Thelma & Louise“ sah: „Es war nur so ein Gefühl, eine Ahnung, ich mochte den Film, aber etwas störte und hinderte mich daran, in die Handlung einzutauchen.“ Heute weiß er, woran es lag: Die beiden Hauptfiguren, die am Ende jubelnd mit dem Cabrio über die Klippe rasen, sind Frauen. Oder anders: keine Männer. Denn Tobias Haberl schwärmt für Männer, die grandios auftrumpfen oder interessant scheitern.

Auch in Büchern identifiziert sich Tobias Haberl ausnahmslos mit männlichen Helden, obwohl er zu seiner Verteidigung sagen muss, dass es weibliche kaum gibt, zumindest nicht in den Romanen, die er in die Finger kriegt. Okay, vielleicht Lolita, aber die wird ja von einem älteren notgeilen Schriftsteller durch die Gegend kutschiert. Wahrscheinlich hat Tobias Haberl sogar unbewusst einen Bogen um Frauenfiguren gemacht und er ist ihnen, ohne es zu merken, aus dem Weg gegangen. Quelle: „Der gekränkte Mann“ von Tobias Haberl

Von Hans Klumbies

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