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Singles sind gesellschaftsfähig geworden

Singles, die anscheinend selbstbestimmt ihr Leben meistern, sind durchaus gesellschaftsfähig geworden. Andreas Salcher vermutet: „Im Geheimen werden sie oft sogar von in Familien lebenden Menschen bewundert, wenn Letztere gelegentlich davon träumen, aus der Enge ihrer Verpflichtungen auszubrechen.“ Es sei für Menschen immer gesund gewesen, das gute Alleinsein zu beherrschen, sagt der Psychotherapeut Dietrich Munz. Ein Erwachsener sollte es eine Weile mit sich selbst aushalten können, ohne sich zu ängstigen oder zu langweilen. Auch die Melancholie, die Menschen in einsamen Stunden manchmal überfällt, hat eine helle Seite, die es ihnen ermöglicht, besonders tief in sich selbst hineinzufühlen, oder eine dunkle – das ist dann der Seelenschmerz, in dem sie sich verlieren. Dr. Andreas Salcher ist Mitgebegründer der „Sir Karl-Popper-Schule“ für besonders begabte Kinder. Mit mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

Alleinsein kann Teil der Selbstverwirklichung sein

Mit sich selbst zurechtzukommen, auch in schwierigen Lagen, sei ein Zeichen von psychischer Reife. Andreas Salcher weiß: „Abraham Maslow stufte das Streben nach dem Alleinsein in seiner Bedürfnispyramide als Teil der Selbstverwirklichung ein. Für ihn gehörte es daher zu den höchsten Bedürfnissen an der Spitze der Pyramide.“ Menschen, deren Grundbedürfnisse abgedeckt sind, die über ausreichende soziale Kontakte verfügen und dabei Anerkennung erfahren haben, sind entwickelt genug, um zeitweise das Alleinsein genießen zu können.

Wer grundsätzlich anerkannt und verbunden ist, der fühlt sich nicht einsam, wenn er allein ist. Zwangsläufig alleingelassen werden manchmal auch Menschen, die Entwicklungen als Erste sehen, aber von niemandem in ihrem Umfeld erst genommen, sondern als Spinner abgetan werden. Allein zu reisen, ist nicht die beste Art zur reisen. Unangefochten an der Spitze liegt zweifellos das Glück, frisch verliebt mit seinem Partner zu verreisen. Auch die Reise mit dem besten Freund oder der besten Freundin muss keineswegs eine Verlegenheitslösung sein.

Die Furcht vor den anderen ist meist unbegründet

Doch wer verreist schon gerne allein? Andreas Salcher erläutert: „Allein zu reisen ist wohl nur für ganz wenige Menschen die erste Wahl, aber es ist gut zu wissen, dass es weit schlechtere Alternativen gibt. So zum Beispiel das jährliche Pflichterfüllungsprogramm mit einem Partner, den man schon lange nicht mehr liebt.“ An letzter Stelle steht die Entscheidung, überhaupt zu Hause zu bleiben, weil man es nicht über sich bringt, allein eine Reise zu wagen.

Die Frustration steigt, und nach dem schnellen, ereignislosen Verstreichen der freien Tage bereut man die vergebenen Möglichkeiten. Eines der größten Hindernisse, die es zu überwinden gilt, ist die Furcht vor dem Urteil anderer. Menschen, die sich bei sozialen Anlässen allein zeigen, vermuten, als wenig beliebt und seltsam bewertet zu werden. Dabei überschätzen sie die Aufmerksamkeit Fremder, die viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um jemanden wahrzunehmen, der allein im Restaurant oder im Kino sitzt. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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