Allgemein 

Alles entsteht aus einem Mangel

Der Konflikt hat die Form des „Suchens“, der Suche nach Einheit. Und – wie bei aller Magie – kommt es darauf an, dass der Kreis geschlossen ist. Reinhard K. Sprenger fügt hinzu: „So wie das Vieleck mit unendlich vielen Ecken sich dem Kreis annähert. So wie Ihre zwei Augen eine Sicht erzeugen. Einsicht. Das Glück des Menschen bestehe mithin, so Aristophanes, im Wiederherstellen eines früheren Zustandes – im Aufheben der Trennung.“ Diesen Gedanken hat der französische Psychoanalytiker Jacques Lacan prominent aufgegriffen: „Alles entsteht aus einem Mangel.“ Er meinte damit: Entbehrung zwingt einen Menschen zur Reaktion. Das Fehlende ist jedoch nicht im Außerhalb, nicht im Universum. Sondern mitten in einem Menschen selbst. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

Stets gibt es ein Begehren

So konturiert man sein Selbst durch unerfüllte Wünsche, durch Frustrationen. Wie eine Leerstelle, durch die Kraft entsteht, die selbst jedoch windstill ist. Das Fehlende ist der tiefere Grund des Handelns eines Menschen, der Motor, der ihn vorantreibt. Das, was ihn weitermachen lässt. Stets gibt es ein Begehren – und wenn es nur ein Rest ist, der unerfüllt bleibt. Nun möchte Reinhard K. Sprenger veranschaulichen, wie der menschliche Verstand funktioniert.

Vor der Geburt ist der Verstand mit einem Rechner vergleichbar, auf dem zwar viele Logiken gespeichert sind, freilich noch keine Inhalte. Die Philosophen würden sagen, viel Abstraktes ist vorhanden, nur wenig Konkretes, viele allgemeine Begriffe, noch keine sinnlichen Vorstellungen. Eine andere Sprachgabelung ist die zwischen „potenzialiter“ und „aktualiter“, zwischen Blaupause und definierter Landkarte. Bei der Geburt dann drückt man die Record-Taste, man schaltet auf „Aufzeichnen“! Dies geschieht wohl schon pränatal, wie Alfred Tomatis in „Der Klang des Lebens“ veranschaulicht hat.

Alle Systeme streben nach Selbsterhalt

Ein Mensch macht Erfahrungen, bespielt gleichsam die Festplatte. Wichtig ist für Reinhard K. Sprenger: „Diese Erfahrungen sind Ihre Erfahrungen, Ihre eigenen, einzigartigen, mit keinem anderen Wesen auf diesem Planeten identisch. Von Grund auf anders. Anders als alle anderen auf der Welt.“ Wer zum Beispiel schon früh um die Liebe seiner Eltern kämpfen musste, hat eine andere Weltsicht als jener, der von einem liebenden Willkommen umfangen wurde.

Selbst bei eineiigen Zwillingen muss man davon ausgehen, dass sie – als Umwelt des jeweils anderen – Unterschiedliches speichern. Der Verstand ist also zunächst nichts anderes als ein Speichermedium. Er zeichnet auf: Jetzt! Jetzt! Jetzt! Woran orientiert sich dieser Speicher? Viele Forscher aus den unterschiedlichsten Disziplinen sagen unisono: „Überleben!“ Alles Leben will weitermachen. Alle Systeme, eben auch biologische Systeme, streben nach Selbsterhalt. Das ist ihr höchster Daseinszweck, der Rest ist Beiwerk. Quelle: „Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Sprenger

Von Hans Klumbies

Related posts

Leave a Comment