Jeder besitzt einen persönlichen Bildsucher
Manchmal ist es im Leben gut, auf sich gestellt zu sein. Ein anderes Mal kann es sich als nützlich erweisen, andere Menschen in sein Leben hineinzulassen. Kevin Dutton fügt hinzu: „Manchmal ist es gut, sich auf die feineren Details zu konzentrieren, aus der Nähe, der Reihe nach, einzeln.“ Und bei anderer Gelegenheit ist es gut, ein paar Schritte zurückzutreten, um ein Gefühl für das große Ganze zu bekommen. Entscheidend ist dabei, wie man seinen „Bildsucher“ einstellt. Das Schwarz-Weiß-Denken ist komplex und facettenreich. Kleinigkeiten können für die Höhen und Tiefen des Alltags verantwortlich sein. Gering, klein und scheinbar unbedeutend umgeben sie Menschen auf Schritt und Tritt. Kevin Dutton ist Forschungspsychologe an der University of Oxford und Mitglied der British Psychological Society.
Man darf sich nicht total in eine Sache hineinsteigern
Das große Ganze versus feinere Details. Oder wie Datenwissenschaftler sie nennen, umsetzbare Erkenntnisse. Was tun? Heranzoomen, wegzoomen oder eine mittlere Entfernung wählen? Schwarz-Weiß-Anschlagtafeln oder Schwarz-Weiß-Pixel? Es ist ein uraltes Problem. Der Sport gehört in der Tat zu den Bereichen, in denen die Einstellung des persönlichen Suchers am faszinierendsten ist und deren Auswirkungen natürlich besonders deutlich werden. Nicht nur wenn es darum geht, Leistung zu bringen, sondern vor allem, wenn es um die Wettkampf- und Turniervorbereitung geht.
Fokussiert man sich dabei zu stark, verliert man das Gesamtbild aus dem Auge. Und wenn man das Gesamtbild aus dem Auge verliert … läuft auch man selbst Gefahr zu verlieren. Man darf sich nicht total in eine Sache reinsteigern. Ronnie O`Sullivan, vielfacher Weltmeister im Snooker, sagt: „Denn, wenn du dich total in etwas reinsteigerst – Beziehungen, Fitness, Ernährung –, löst sich alles andere, was du tun möchtest, in Luft auf. Es wird zur Sucht. Und schließlich wirst du einfach krank davon.“
Unscharfe Bilder erzeugen Stress und Angst
Bei persönlichen Bildsuchern lässt sich eine Reihe unterschiedlicher Einstellungen finden. Auf der einen Seite gibt es den größeren sozialen Kontext der „Großes Bild versus kleines Bild“-Haltung. Kevin Dutton ergänzt: „Auf der anderen Seite haben wir die eher grobkörnige, kognitive Perspektive des Zu-viel- und Zu-wenig-Kategorisierens.“ Wenn man das, was man betrachten möchte, zu nah heranzoomen, sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn man sich hingegen zu weit von seinem Betrachtungsgegenstand entfernt, kann man vor lauter Wald die Bäume nicht sehen.
Man verliert dabei die Nuancen, die Feinheiten, die feinkörnigen Details oder der Szene vor einem aus dem Blick. Dadurch bekommt man Probleme, das Objekt oder die Szene von ähnlichen Objekten oder Szenen zu unterscheiden. Dann fängt man an zu stereotypisieren. Die Botschaft könnte nicht einfacher sein. Kevin Dutton betont: „Durch den Sucher zu schauen, wenn er ungenau eingestellt ist, ist keine gute Idee. Denn das Bild ist dann nicht nur unscharf, es erzeugt auch beträchtlichen Stress und Angst.“ Quelle: „Schwarz-Weiß-Denken!“ von Kevin Dutton
sue