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Das Leben findet immer im Jetzt statt

Wenn man in die Köpfe der Menschen hineinschauen könnte, würde man ihre Selbstgespräche kennenlernen, die sie permanent mit sich führen. Das wäre manchmal lustig, manchmal traurig. Heinz-Peter Röhr weiß: „Was man auf jeden Fall feststellen würde, wäre die Tatsache, dass sie sich vorwiegend mit ihrer Vergangenheit oder mit Sorgen bezüglich ihrer Zukunft beschäftigen. Nur selten richten sie die Aufmerksamkeit auf das Jetzt.“ Viele Menschen verbringen Jahre mit der Hoffnung, dass die Dinge sich von selbst zum Besseren wenden, immer im Glauben, dass das Gute noch kommt. Auf diese Weise wird das Leben vertan, es rauscht vorbei. Man ist nicht in sich selbst zu Hause. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.

Angst führt zu Kontrollverlust

Besonders Menschen, die grübeln, erleben, dass ihre Gedanken davonfliegen. Die Aufgabe ist jedoch, die Aufmerksamkeit auf den momentanen Augenblick zu lenken. Das Leben findet immer im Jetzt statt, und alles, was man ändern will, muss man im Jetzt tun. Der richtige Moment ist also da, die Frage ist, was ist zu tun. Wenn jemand grübelt, ist alles richtig, was ablenkt, was zu anderen Gedanken, zu anderem, besserem Handeln führt. Das Denken in eine andere Richtung zu lenken ist die Lösung.

Angst ist die eigentliche Ursache für den Kontrollverlust über das Gedankenkarussell. Im Grübeln liegt keine Lösung. Das Jetzt ist auch der Moment, zu dem man immer wieder zurückkehren kann. Eine Methode, die laut Heinz-Peter Röhr das Grübeln stoppen kann, kommt aus der Buddhistischen Therapie, die jedoch ein wenig Übung bedarf: „Man lässt die Gedanken einfach vorüberziehen, ohne sie zu bewerten oder festhalten zu wollen, man lässt sie verglühen.“ Das typische „Anhaften“, wie es in der Buddhistischen Therapie heißt, ist das Problem.

Meditation lenkt die Gedanken in ruhige Bahnen

Wer versucht, grüblerische Gedanken nur zu unterdrücken, verstärkt diese. Anders ist der geplante Umgang mit Grübeln zu bewerten. Heinz-Peter Röhr erläutert: „Die Strategie geht auf, wenn man das Thema, über das man grübeln will, aufschreibt und sich vornimmt, dieses zu einem späteren festgelegten Zeitpunkt zu erledigen.“ Bis dahin kann man alles andere tun. Auch sich auf eine Dauer, etwa zehn oder 15 Minuten, festzulegen ist sinnvoll. Meist wird die Grübelzeit, die man sich vorgenommen hat, nicht in Anspruch genommen.

Mit dem Grübeln einfach aufzuhören ist fast unmöglich, weil Gedanken sich immer wieder verselbstständigen und in gewohnte Bahnen geraten. Wie beruhigt man seinen Geist? Der Königsweg, Gedanken in ruhige Bahnen zu lenken, ist Meditation. Für Heinz-Peter Röhr gibt es keine wirksamere Maßnahme. Normalerweise gelingt es, nach konzentrierter Arbeit und geistiger Anstrengung in einen entspannten Zustand zu gelangen und Erholung zu erleben. Dem Opfer der Grübelfalle gelingt das meist nicht. Quelle: „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ von Heinz-Peter Röhr

Von Hans Klumbies

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