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Eltern sollen vor ihren Kindern nur konstruktiv streiten

Kinder müssen häufig zusehen, wenn die Eltern ihre Konflikte austragen, weshalb viele Eltern nach einer Auseinandersetzung ein schlechtes Gewissen mit sich herumtragen. Wissenschaftliche Studien belegen nämlich, dass ein ständiger Streit zwischen Vater und Mutter für die Nachkommenschaft noch negativere Folgen haben kann, als eine Scheidung der Eltern. Allerdings schadet nicht jeder Streit dem eigenen Nachwuchs. Sabine Franiek von der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg nennt den Grund: „Wenn es in der Familie eine konstruktive Streitkultur gibt, können Kinder davon profitieren und am Modell der Eltern lernen, wie man Konflikte löst.“
Elternstreit kann bei Kindern Schuldgefühle auslösen

Es hängt von mehreren Faktoren ab, ob ein Konflikt zwischen den Eltern schädlich für die Kinder ist oder nicht. Eine ganz wichtige Größe ist das Alter der Kinder. Sabine Franiek erklärt, dass kleinere Kinder den Inhalt einer Auseinandersetzung nicht verstünden und Babys sehr sensibel auf Unstimmigkeiten zwischen dem Elternpaar reagierten. Erst wenn die Kinder in die Grundschule gehen, können sie den Inhalt eines Elternstreits verstehen und psychisch besser bewältigen.

Auch der Grund für einen Streit und die Häufigkeit der Auseinandersetzungen spielen eine wichtige Rolle. Wenn Eltern häufiger streiten, ist das negativ für das Kind, berichtet Sabine Franiek in einer Studie. Auch Streitigkeiten, die sich auf das Kind selbst beziehen, sollten nicht vor diesem ausgetragen werden. Psychologen haben herausgefunden, dass dies für die Kinder sehr belastend ist, eine Bedrohung für sie darstellt und Schuldgefühle auslösen kann.

Gelöste Konflikte können sich positiv auf die Kinder auswirken

Der Psychologe Mark Cummings behauptet, dass Kinder bei einem konstruktiven Streit der Eltern, dem sie beiwohnen mussten, lernen, wie eine Lösung aussehen kann und welche Strategien der Verhandlungskunst sie später selbst anwenden können. Mark Cummings hat in seinen Studien festgestellt, dass ein gelöster Konflikt ein Kind genauso wenig beunruhigt, als wenn überhaupt kein Streit stattgefunden hätte. Außerdem sollten sie dem Kind erklären wie sie ihren Streit beigelegt haben. Werden die Konflikte zwischen den Eltern konstruktiv gelöst, wirkt sich das positiv auf die emotionale Sicherheit der Kinder aus. Ungelöste Konflikte dagegen führen zu Ängsten bei den Kindern, die sich vor einer Scheidung ihrer Eltern fürchten.

Manfred Cierpka, Direktor der Abteilung für Familientherapie am Universitätsklinikum Heidelberg, erklärt, wie eine konstruktive Auseinandersetzung abläuft: „Konstruktiv ist ein Streit, wenn beide Seiten vorwiegend nach einer Lösung des Konflikts oder des Problems suchen.“ Nicht konstruktiv ist laut Manfred Cierpka ein Elternstreit, wenn die üblichen Dynamiken einer Partnerschaft überwiegen, also einer der Partner Recht behalten will, Macht demonstriert oder das Opfer sein muss.

Von Hans Klumbies

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