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Bei einer Phobie herrscht Angst vor der Angst

Für viele Menschen ist der Anblick von Hunden kein gutes Signal, denn sie fürchten sich vor ihnen. Heinz-Peter Röhr ergänzt: „Während die Angst vor wirklich gefährlichen Rassen durchaus berechtigt ist, spricht man von einer Hundephobie, wenn an sich harmlose Hunde starke Ängste auslösen.“ Das Problem bei der Phobie ist die Angst vor der Angst. Angstforscher erkennen hier Ängste erster und zweiter Ordnung. Die Angst vor dem Hund und die Angst, die sich förmlich draufsetzt und sich ins Wahnhafte steigert. Ein Mensch mit Hundephobie weiß nur zu gut, wie sich die überwältigende Angst anfühlt, wenn ein Hund ihm zu nahe kommt, und davor möchte er flüchten. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.

Bei einer Phobie handelt es sich um Kontrollverlust über Angst

Da Hunde von Natur aus neugierig sind und ein feines Gespür dafür haben, wenn jemand ängstlich reagiert, suchen sie ausgerechnet die Nähe dieser Personen: „Was ist hier los?“ Da diese jetzt das Gefühl haben, dass der Hund gefährlich werden könnte, steigert dies die Angst. Heinz-Peter Röhr erläutert: „In diesem Vorgang wird die Angst „konditioniert“ und verstärkt, sodass beim nächsten Anblick eines Hundes wieder intensive Ängste erlebt werden.“

Das Limbische System reagiert wie auf Knopfdruck und hat die Betroffenen fest im Griff. Insbesondere ist der Mandelkern wieder aktiv. Heinz-Peter Röhr weiß: „Der Neokortex, der Bereich des logischen Denkens, ist wie ausgeschaltet: jeder, der erklärt, dass der Hund harmlos sei, dringt nicht wirklich durch und kann die Angst nicht wesentlich verringern. Leicht zu erkennen, dass es sich bei der Phobie um einen Kontrollverlust über Angst handelt.“ Untauglichen Strategien zur Problemlösung führen zum Kontrollverlust.

Die Konfrontationstherapie als die wirksamste Methode erwiesen

Wie bei allen Phobien versuchen Betroffene mit Flucht beziehungsweise Vermeidung aus der Klemme zu kommen. Die untaugliche Problemlösung heißt also „Flucht“. Heinz-Peter Röhr fügt hinzu: „Die Flucht führt zu mehr Angst und zu einem typischen Teufelskreis, jedoch nicht zu einer Lösung. Dies geschieht automatisch und ohne dass dies wirklich erkannt wird.“ Die Phobie bleibt erhalten und schwächt den psychischen Apparat. Die Strategie ängstlicher Menschen ist das Zurückweichen vor ängstigenden Dingen, dies betrifft viele Lebensbereiche.

Heinz-Peter Röhr betont: „Das Credo in der Therapie lautet: Wo die Angst ist, ist der Weg.“ Wenn jemand mit einer Hundephobie seine Ängste verlieren will, müsste er schrittweise auf Hunde zugehen – auf solche, die selbstverständlich von friedlicher Natur sein sollten. Betroffenen hilft die Konfrontation mit der ängstigenden Situation. Die Überwindung der Angst vor der Angst ist die Methode, eine Phobie loszuwerden. In der Psychotherapie hat sich die Konfrontationstherapie als die wirksamste Methode erwiesen. Quelle: „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ von Heinz-Peter Röhr

Von Hans Klumbies

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