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Von den modernen Medien gehen Gefahren aus

Computer, Internet und Smartphones sind einerseits eine fantastische Bereicherung des modernen Lebens. Andererseits gehen aufgrund ihrer suchtartigen Anziehungskraft, die sie auf viele Menschen ausüben, von den modernen Medien aber auch ernstzunehmende Gefahren aus. Joachim Bauer erklärt: „Ungesteuerter Medienkonsum, Bewegungsmangel und der Konsum ungesunder Nahrungsmittel und Getränke sind miteinander eng verschränkt.“ Mehr als 70 Prozent der erwachsenen Berufstätigen in Deutschland im Alter zwischen 25 und 40 Jahren treiben so gut wie keinen Sport. Immer mehr Menschen unterliegen der magischen Anziehungskraft eines tranceartigen mentalen Dauerdämmerzustandes vor dem Bildschirm. Menschen, deren Selbstkontrolle sich gegenüber einem Bildschirm nicht behaupten kann, schaden nicht nur ihrer Gesundheit. Darüber hinaus verkürzen auch ihre Lebenszeit. Dennoch sind Bildschirme inzwischen ein Teil des menschlichen Lebens. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

Eine halbe Million Deutscher sind internetsüchtig

Die Angebote des Internets, die Möglichkeiten des Smartphones und das gute alte Fernsehen sind für Joachim Bauer per se weder gut noch schlecht: „Ob sie unser Leben aber tatsächlich bereichern oder in Gefahr bringen, hängt einzig und allein von der Fähigkeit des Einzelnen ab, sie in einer gesteuerten Weise zu benutzen.“ Worauf es dabei ankommt, ist – einmal mehr – die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Denn ganz offensichtlich hat eine Reihe von Angeboten, die man über den Bildschirm bezieht, ein Suchtpotenzial.

Etwas mehr als eine halbe Million deutscher Erwachsener sind definitiv internetsüchtig. Sie kommen vom Bildschirm einfach nicht mehr los. Die Betroffenen sind mehr als 35 Stunden wöchentlich, an einzelnen Tagen bis zu zwölf Stunden ohne Ziel und Zweck im Internet unterwegs. Fünf Mal mehr Erwachsene bewegen sich im suchtgefährdenden Bereich. Diese Gefahr entsteht den teils bewussten, meistens aber eher unbewussten Wunsch nach einer Art von Erlösung von der Realität. Menschen suchen in den virtuellen Räumen des Internets vor allem zwei Dinge, die ihnen der Alltag, wie sie meinen, nicht hinreichend bietet.

Im Internet gibt es keine Erlösung von der Realität

Nämlich zum einen ein Kontinuum von Unterhaltung und Abwechslung. Zum anderen soziale Verbundenheit und das Erleben eines ständigen Interesses an der eigenen Person. Joachim Bauer warnt: „So weit wir das Internet zu diesem Zwecke benutzen, wird es uns gehen wie jedem Suchtkranken: Wir werden das gesuchte Glück – die Erlösung von der Realität – nie finden. Deshalb suchen wir die Lösung dann in einer Erhöhung der Dosis.“ Dass viele Menschen im Internet eine Art Erlösung suchen, zeigen Studien über Benutzer des sozialen Netzwerks Facebook.

Nutzer erwarten zum Beispiel, wenn sie sich in das soziale Netzwerk einloggen, eine Verbesserung ihrer Stimmung. Tatsächlich fühlen sie sich nach dem Besuch des sozialen Netzwerks aber emotional signifikant schlechter als vorher. Auch bei Smartphones, die täglich durchschnittlich 150 Mal den Blick ihrer Besitzer auf sich ziehen, wurde eine inverse Korrelation der Nutzung mit der Lebenszufriedenheit beobachtet. Menschen mit intakter Selbststeuerung benutzen Internet, Smartphones und das Fernsehen für konkrete, definierte Vorhaben und Zwecke. Quelle: „Selbststeuerung“ von Joachim Bauer

Von Hans Klumbies

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