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Es gibt verschiedene Arten der Einsamkeit

Robert S. Weiss trennt zwischen sozialer und emotionaler Einsamkeit. Lars Svendsen erklärt: „Soziale Einsamkeit ist ein Mangel an sozialer Integration und der sozial Einsame hat den Wunsch, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Dem emotional Einsamen fehlt es hingegen an einer wirklich nahen Beziehung zu jemanden.“ Laut Robert S. Weiss sind dies distinktive Formen der Einsamkeit – sie unterscheiden sich qualitativ. Man daher an der einen Form leiden, ohne an den anderen zu leiden, und es kann einem gelingen, die eine Form zu lindern, ohne die andere zu lindern. Man kann einen Platz in einer Gemeinschaft finden und sich dennoch emotional einsam fühlen. Lars Frederik Händler Svendsen ist Philosoph und Professor für Philosophie an der Universität Bergen. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.

Das Verhältnis zum Partner verdrängt andere soziale Beziehungen

Umgekehrt kann man jemanden finden, zu dem man eine enge Bindung aufbaut und sich gleichzeitig sehr einsam fühlen. Lars Svendsen ergänzt: „Ist der Freud oder Ehepartner eine Zeit lang verreist, kann sich eine emotionale Einsamkeit geltend machen – man vermisst die enge Relation im Dasein, und Kontakt via Telefon und E-Mail sind kein vollwertiger Ersatz.“ Kino- oder Konzertbesuche mit Freuden können eine Großteil des sozialen Bedürfnisses einer Person abdecken und zudem die Aufmerksamkeit von der Abwesenheit eines geliebten Menschen abziehen, aber das Verhältnis zu Freunden kann das Verhältnis zum Partner nicht dauerhaft ersetzen.

Lars Svendsen stellt fest: „Wir können den anderen mit in unsere eigene Einsamkeit hineinnehmen und ihm in einer Weise näherkommen, die nicht zugänglich ist, wenn der andere tatsächlich anwesend ist. Die Einsamkeit gibt uns den Raum, unser Verhältnis zu anderen zu reflektieren und zu fühlen, wie sehr wir sie wirklich brauchen.“ In modernen Ehen oder Lebenspartnerschaften ist eine Entwicklung erkennbar, dass das Verhältnis zum Partner andere soziale Beziehungen verdrängt.

Einsamkeit ist ein allen Menschen gemeinsames Phänomen

Dadurch kann sich die soziale Einsamkeit selbst dann melden, wenn das Bedürfnis nach emotionaler Nähe befriedigt ist. Lars Svendsen betont: „Entsprechend brauchen Kinder sowohl gleichartige Freunde als auch Eltern, die Fürsorge zeigen. Ein Kind, dem eines davon fehlt, wird unter einem wesentlichen Mangel leiden.“ Ist ein Kind in der Schule sozial isoliert, können fürsorgliche Eltern die Situation verbessern, aber sie können kein vollwertiger Ersatz für gleichaltrige Freunde sein.

Umgekehrt können gute Schulkameraden keine emotional abwesenden Eltern ersetzen. Im Übrigen scheint es vom Alter abhängig zu sein, welche Form von Einsamkeit dominiert: bei jüngeren Menschen die soziale und bei älteren die emotionale. Es muss indessen unterstrichen werden, dass emotionale und soziale Einsamkeit für gewöhnlich zusammen auftreten. In den Massenmedien wird Einsamkeit oft als eine Volkskrankheit oder ein Problem der Volksgesundheit bezeichnet. Einsamkeit ist jedoch keine Krankheit, sondern ein allen Menschen gemeinsames Phänomen. Quelle: „Philosophie der Einsamkeit“ von Lars Svendsen

Von Hans Klumbies

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