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Selbststeuerung führt zu einem guten Leben

Selbststeuerung soll dem Menschen dienen, ein gutes Leben zu führen, sie ist kein Selbstzweck. Zu ihren mächtigsten Potentialen zählt ihr Einfluss auf die biologischen Systeme und damit auf die körperliche Gesundheit des Menschen. Joachim Bauer erklärt: „Beim Einfluss der Selbststeuerung auf die Gesundheit sind zwei Mechanismen im Spiel. Ein offensichtlicher, sozusagen äußerer, und ein verborgener, innerer.“ Unmittelbar einleuchtend ist das erste der beiden Wirkprinzipien. Es beruht darauf, dass ein gesunder Lebensstil Krankheitsrisiken vermindert. Beim zweiten Wirkmechanismus geht es um eine innere Grundhaltung, ein gutes Selbstgefühl, um Vertrauen in die eigenen Kräfte. Man könnte von Selbstkräften sprechen und so etwas wie einen inneren Mut. Hier steht also nicht das konkrete gesundheitliche Verhalten im Vordergrund, sondern etwas Tiefergehendes. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

Die Schulmedizin zeigt wenig Interesse an der Psyche

Von beiden Mechanismen gehen massive biologische Effekte aus, sie sind von gleichrangiger Bedeutung. Sie entfalten ihr volles Wirkpotential aber nur gemeinsam. Das derzeitige medizinische System kommuniziert mit seinen Patienten ausschließlich die Frage der gesunden Lebensführung. Sie ist das erste der beiden genannten Wirkprinzipien der Selbststeuerung. Joachim Bauer kritisiert: „Der zweite Wirkfaktor, die Stärkung der psychischen Situation des Patienten, wird nicht nur sträflich vernachlässigt. Der Medizinbetrieb schwächt ihn oft sogar.“

Dies ist fatal, denn die bei Patienten weit verbreitete Nichtbeachtung einer gesunden Lebensführung hat ihren Grund vor allem im geschwächten Selbstgefühl, im verloren gegangenen Mut und im fehlenden Vertrauen auf die eigenen Kräfte. Da viele von Krankheit bedrohte oder Betroffene spüren, dass sie ohne das zweite Wirkprinzip, ohne Mut, Hoffnung und Selbstvertrauen nicht gesund werden können, hat sich hier ein paramedizinischer Markt entwickelt. Anstatt über die Abwanderung vieler Patienten zu vermeintlichen Heilern zu klagen, wäre die sogenannte Schulmedizin gut beraten, ihr Desinteresse an der Psyche ihrer Patienten zu hinterfragen.

Menschen sind keine biologischen Maschinen

Joachim Bauer betont: „Die heute verfügbaren, ausgezeichneten schulmedizinischen Möglichkeiten der Krankenbehandlung entfalten ihre volle Potenz nur gemeinsam mit einer Stärkung der Selbstkräfte und der Selbststeuerung aufseiten des Patienten.“ Dies gilt nicht nur für jene beiden Gesundheitsstörungen, an denen Menschen hierzulande am häufigsten sterben, die Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Eine Stärkung der psychischen Selbstkräfte ist auch allen weiteren Krankheiten von entscheidender Bedeutung.

Der Grundirrtum der Schulmedizin besteht in der Annahme, Lebewesen seien biologische Maschinen. Dabei übersehen die Ärzte, dass alle lebenden Systeme anders als Maschinen mit ihrer Außenwelt ständig aktiv kommunizieren und dass ihr Wohl und Wehe vom Gelingen dieser Kommunikation abhängt. Joachim Bauer ergänzt: „Auch Gene sind Kommunikatoren und keineswegs autistische, unabhängig von der Außenwelt arbeitende Maschinenteile, als die sie lange Zeit dargestellt wurden.“ Gene steuern den menschlichen Körper nicht nur, umgekehrt steuert der Körper auch seinerseits die Gene. Quelle: „Selbststeuerung“ von Joachim Bauer

Von Hans Klumbies

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