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In der Liebe geht es häufig überraschend zu

Die Redensart „Wo die Liebe hinfällt“ bedeutet, dass es in der Liebe häufig überraschend zugeht. Peter Trawny erklärt: „Es ergeben sich Beziehungen, mit denen niemand, selbst die Beteiligten nicht, gerechnet hätte. Zugleich wird auf den Zufall angespielt. Wenn es diese beiden treffen kann, dann ist alles möglich.“ Schließlich scheint der letzte Grund dieser Bemerkung zu sein, dass es für die Liebe keinen Grund, keine Ursache gibt. Wenn ich wüsste, warum ich Dich – und nicht diese oder jene – liebe, dürfte es mit der Liebe nicht viel auf sich haben. Ich liebe Dich. Punkt! Es gibt kein Warum. Die Redensart hat einen langen Vorlauf. Das Bild vom Gott Eros oder Amor mit dem Bogen und dem Pfeil meint Ähnliches. Peter Trawny gründete 2012 das Matin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, dessen Leitung er seitdem innehat.

Pheromone bahnen Beziehungen an

Da wird einer von der Liebe getroffen wie gleichsam von einem aus dem Nichts abgeschossenen Pfeil. Peter Trawny fügt hinzu: „Gewiss, das göttliche Geschoss stellt auch eine Art von Gewalt dar, aber wie schon beim Fall oder der Gravitation der Liebe geht es um das Unberechenbare, um das Grund-, das Warumlose.“ Das entspricht häufig genug den subjektiven Perspektiven. Wäre man nicht zu jener Zeit an jenem Ort gewesen, hätte man sie oder ihn nicht getroffen.

Hätte der Zug nicht zehn Minuten Verspätung gehabt, wären wir uns niemals begegnet. Und eigentlich traf man zu jener Zeit an jenem Ort ja auch andere, aber dieser sollte es wohl sein. Peter Trawny stellt fest: „Die Liebe erscheint dabei wie eine unerwartete Zeugung aus dem Nichts. Kurz vorher war da nichts, jetzt ist da alles.“ Dem widersprechen Wissenschaftler, Naturwissenschaftler. Es gebe zum Beispiel Pheromone, Trägerstoffe, die Beziehungen anbahnen wie Ursache und Wirkung.

In der Liebe hängt keineswegs alles nur am Zufall

In Zeiten einer explosionsartig anwachsenden Hörigkeit für die Gehirnforschung, ließen sich noch andere Forschungsergebnisse berücksichtigen. Man denke allein an all jene Präparate wie Viagra, die Liebe oder zumindest Begehren wecken können. Peter Trawny weiß: „Dass die Liebe – vor allem in ihrem Scheitern – häufig medizinische oder therapeutische Konsequenzen nach sich zieht, liegt auf der Hand. Das Zerbrechen einer Liebesbeziehung macht nicht selten krank.“

Antidepressiva und Schlafmittel helfen unmittelbar, mit dem Verlust klarzukommen. Gesprächstherapien führen langsam zum Eingeständnis: Es ist aus! Wie überall, so ist der Mensch heute ebenso in der Liebe auf den technischen Apparat der Wissenschaft angewiesen. Peter Trawny blickt zurück: „Dabei ist die Ansicht, es hänge in der Liebe keineswegs nur am Zufall, älter als die moderne Wissenschaft. Von der spätantiken Temperamentenlehre und der Astrologie her kennen wir die Idee, dass bestimmte Sternzeichen zueinander passen sollen, andere eher nicht.“ Quelle: „Philosophie der Liebe“ von Peter Trawny

Von Hans Klumbies

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