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Individuelle Entwicklungen kennen kein Ende

Die psychischen und physischen Veränderungen in Kindheit und Jugend sind universell. Sie beziehen sich also kulturübergreifend auf alle Menschen, wie zum Beispiel greifen, krabbeln, laufen oder sprechen lernen durch Reifung. Mit dem Erwachsenenalter ist dieser universelle Entwicklungsvorgang dann abgeschlossen. Michael Brohm-Badry ergänzt: „Individuelle Entwicklungsvorgänge stehen dem universellen Ansatz zur Seite. Individuell entwickeln wir uns ein Leben lang bis zum letzten Atemzug weiter.“ Individuelle Entwicklungen werden durch die Erfahrungen beeinflusst, die ein Mensch im Laufe der Zeit macht. Denn diese Erfahrungen führen zu Wissen und das Wissen zu Veränderung. Um sich zu entwickeln, muss man lernen. Lernen ist einer der natürlichsten und lebendigsten Prozesse der lebendigen Existenz. Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry ist Professorin für Lernforschung. Sie war langjährige Dekanin des Fachbereichs Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Philosophie und Psychologie an der Universität Trier.

Die Hälfte der Persönlichkeit prägt die Umwelt

Michaela Brohm-Badry erläutert: „Lernen bedeutet, dass wir unser Verhalten oder unsere Verhaltensmöglichkeiten ändern, und zwar auf der Grundlage gemachter Erfahrungen. Lernen ist also eine Verhaltensänderung aus Erfahrung.“ Sie ist ein deutliches Indiz für geänderte Vorgänge im Nervensystem und kann sich auf verschiedene Bereiche beziehen, beispielsweise können es motorische, physiologische, kognitive oder emotionale Verhaltensänderungen sein.

All dies sind Indizien für Lernvorgänge. Allerdings ist rund die Hälfte der Persönlichkeit durch die Umwelt geprägt. Diese Umwelt sollte daher eben möglichst stimulierende Lernchancen bieten, damit Selbstentfaltung gelingt. „Alles ist Veränderung“, schreiben die Psychologen David Krech und Richard S. Crutchfield in Bezug auf die menschliche Persönlichkeit. Veränderung findet statt, „sooft neue Erfahrungen auf das Selbst einwirken und es modifizieren“, und das gilt für jeden Menschen „in jedem gegebenen Augenblick“, wobei das Selbst die Ganzheit dessen ist, „was wir genetisch und konstitutionell sind“.

Das Selbst erschafft sich ständig neu

David Krech und Richard S. Crutchfield schreiben: „Dieses Selbst befindet sich deshalb in einem ständigen Prozess der Neuerschaffung – in schier unbegrenzten Variationen.“ Zusammengefasst lässt sich sagen: Neue Erfahrungen beeinflussen Entwicklungen. Dadurch verändert sich das Selbst. Das Selbst ist die Genetik eines Menschen, die körperliche Verfassung, sowie das, was man bis zu diesem Augenblick gesehen, gelernt und gewollt hat. Das Selbst befindet sich also in einem ständigen Prozess der Neuerschaffung – in schier unbegrenzte Möglichkeiten.

Michaela Brohm-Badry betont: „Das eröffnet die Perspektive, uns anhand frischer Erfahrungen, Erkenntnisse, Eindrücke und körperlicher Veränderungen als Mensch neu zu erschaffen. Wenn wir wollen. Mehr erleben, Frisches erleben – neues Selbst.“ Heinz Rudolf Kunze singt: „Ich geh meine eigenen Wege, ein Ende ist nicht abzusehn, eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehen.“ Letztlich geht es bei der Entfaltung einer Person um das Ausleben der eigenen Bedürfnisse, um den Wunsch nach persönlichem Wachstum, um die Wachstumsmotivation des Menschen. Quelle: „Aufbrechen“ von Michaela Brohm-Badry

Von Hans Klumbies

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