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Irren ist menschlich

„Der gesunde Menschenverstand ist die am besten verteilte Sache auf der Welt“, heißt es bei René Descartes. Doch wie steht es mit der Dummheit? Alle Menschen stellen eben schnell einmal Unsinn an, der aber nicht gleich das Ende der Welt bedeutet. Jean-François Marmion weiß: „Irren ist nun einmal menschlich, und einen Fehler ehrlich zuzugeben ist schon die halbe Vergebung.“ Diese alltäglichen Torheiten wandeln eher auf leisen Sohlen einher. Aber unglücklicherweise hat man es oft mit dem lautstarken Getrampel erster Orndung zu tun. Dabei handelt es sich um selbstherrliche, ihre eigene Dummheit herausschreienden Dummköpfe. Diese Sorte Dummkopf ist ganz und gar nicht belanglos. Diese Menschen machen eine intelligente Person nur noch fassungslos. Jean-François Marmion ist Psychologe und Chefredakteur der Zeitschrift „Le Cercle Psy“.

Der Dummkopf ist ein Verräter der menschlichen Natur

Jean-François Marmion klagt: „Sie martern dich mit obstinatem Beharren auf ihrer haarsträubenden Blödheit und ihrer durch nichts gerechtfertigten Arroganz.“ Diese zementieren und betonieren sie. Andere Meinungen, andere Gefühle, die Würde des anderen würden sie am liebsten mit einem Federstrich vom Tisch fegen. Diese Leute vergiften das Gemüt ihrer Mitmenschen und sie machen es einem schwer, an eine Form von Gerechtigkeit auf Erden zu glauben.

Dummheit ist für Jean-François Marmion ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde: das Versprechen von Verstehen und Vertrauen, preisgegeben vom Dummkopf, dem Verräter an der menschlichen Natur. Darum belegt man ihn auch gerne mit Schimpfworten aus dem Tierreich. Der Dummkopf leidet leider an einer Krankheit, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Denn er würde sich weigern, sich von einem solchen Kraut heilen zu lassen, aus der festen Überzeug heraus, der einzige Einäugige in einer Welt voller Blinden zu sein.

Der Dummkopf jagt im Rudel und denkt in der Herde

Der Dummkopf in seiner höchsten Form ist manchmal sogar intelligent, gebildet zumindest. Er würde so manches Buch – und seinen Verfasser gleich dazu – auf den Scheiterhaufen werfen. Und dies im Namen eines anderen Buches, einer anderen Ideologie oder im Namen dessen, was große Meister – ob nun ihrerseits Dummköpfe oder nicht – gelehrt haben. So sehr liegt es ihm im Blut, das Raster, das er über den Text legt, zu Gitterstäben eines Käfigs zu machen.

Jean-François Marmion stellt fest: „Der Dummkopf reinsten Wassers bricht ruckzuck, unwiderruflich und ohne mildernde Umstände den Stab über Sie, einfach auf den blanken Augenschein hin, den er dem engen Spalt zwischen seinen Scheuklappen entnimmt.“ Er weiß sich als eifrig besorgter Bürger zu präsentieren, um im Namen der Tugend, des Anstands oder des Respekts seinesgleichen um sich zu scharen und zur Lynchjustiz aufzurufen. Der Dummkopf jagt im Rudel und denkt in der Herde. Quelle: „Warnung an den Leser“ von Jean-François Marmion in Die Psychologie der Dummheit

Von Hans Klumbies

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