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In der Pubertät verhalten sich Jugendliche wie Aliens

Die Pubertät bricht im wahrsten Sinne des Wortes bei Mädchen und Jungen über Nacht herein. Andreas Salcher erläutert: „Wir selbst verstehen diesen gewaltigen körperlichen und psychosozialen Prozess erst im Rückblick, wenn wir erwachsen sind. Als Pubertierende sind wir Kinder, die sich zu jungen Menschen transformieren.“ Die Mädchen und Jungen entwickeln sich von durch ihre Eltern behüteten, aber auch kontrollierten Kindern zu selbstbestimmten eigenen Persönlichkeiten. Das ist ein ständiges Wandeln auf einem engen Pfad, an dessen Ende das Erwachsensein als ersehntes Ziel immer wieder kurz sichtbar wird, um im nächsten Augenblick vom Nebel der Selbstzweifel und Absturzängste verdeckt zu werden. Plötzlich fangen Jugendliche an, sich merkwürdig zu kleiden. Bei einem Gespräch mit einem solchen jungen Menschen beschleicht einen das Gefühl, sich mit einem Alien von einem anderen Stern zu unterhalten. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

In der Pubertät erwacht die Sexualität

In der Pubertät ist der körperliche Umbau bei Jungen und Mädchen offenkundig. Die schon lange im Verborgenen anwachsende Sexualität erwacht, manchmal sanft, oft eruptiv. Jugendliche experimentieren mit dem anderen, manchmal auch mit dem eigenen Geschlecht. Zudem versuchen sie ihre Schüchternheit hinter einem betont aggressiven Verhalten zu verstecken oder sind zumindest in ihrer Fantasie verwegen. Gerade in diesen unsicheren Übergangszeiten üben Klischees eine starke Anziehungskraft aus.

Das bedeutet für Jungen eine tendenziell machohafte Ausrichtung, für Mädchen eine Orientierung an traditionell weiblichen Tugenden. Für Burschen ist zudem die Gruppe eine Art Rudel, eine hierarchische und Identität stiftende Struktur, in die sich der Einzelne einfügen muss oder ausgeschlossen wird. In der Gruppe hat sich jeder für sich zu profilieren, er hat Bündnisse zu schließen, seinen Platz zu kennen und seine Individualität zu unterdrücken, falls sie nicht ins Schema passt.

In einer Jungenclique geht es primär um Dominanz

Für Mädchen dagegen spielt die Gruppe keine so entscheidende Rolle. Grundlegend für deren seelisches Wohlbefinden ist die beste Freundin, mit der sie sich austauschen beziehungsweise über alles reden können. Gemeinsam mit der Freundin schließen sich Mädchen auch Cliquen an, unterstützen sich aber auch dort gegenseitig. Im Gegensatz zu den Jungen geht es bei ihnen nicht primär um Dominanz, sondern um Beliebtheit: Je beliebter ein Mädchen ist, desto höher sein Status.

Jugendliche finden sich in der Pubertät vermehrt in belastenden Situationen. Bisher akzeptierte Regeln und der Familie und Schule werden plötzlich als einschränkend und unerträglich empfunden. Dazu kommen die vielen neuen Aufgaben, die es auf einmal zu lösen gilt, wie die Gewöhnung an einen neuen, fremden Körper und der Umgang mit der eigenen Sexualität. Der Wegfall des elterlichen Schutzes erfordert, dass die Pubertierenden selbst lernen, in ihren Beziehungen, Meinungen und Rollen konfliktfähig zu werden. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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