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Das Selbstkonzept beinhaltet das Wissen über das eigene Selbst

Unter dem Begriff „Selbstkonzept“ wird in der Psychologie das Wissen einer Person über sich selbst zusammengefasst. Es bezeichnet die geordnete Menge aller im Gedächtnis gespeicherten selbstbezogenen Kognitionen. Ernst-Dieter Lantermann erläutert: „Ein zentraler Aspekt dieses Selbstwissens ist die „Selbstwirksamkeitsüberzeugung“ – die Erwartung, Hoffnung oder Sorge einer Person, über Handlungen und Ressourcen zu verfügen, die sie dazu befähigen, in selbstbestimmter Weise ihre Ziele zu erreichen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“ Der Lernpsychologe Albert Bandura hat dieses Konzept, dessen Auswirkungen auf individuelles Erleben und Verhalten in den verschiedensten Lebenszusammenhängen nachgewiesen wurden, in die psychologische Forschung eingeführt. Ein zweiter, nicht minder wichtiger Aspekt des Selbstbildes einer Person ist ihre „soziale Identität“, ihre Einbettung in soziale Zusammenhänge. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

Ein positives Selbstwertgefühl stiftet Zuversicht

Wer sie von anderen Menschen wahrgenommen, wertgeschätzt oder abgelehnt wird, welchen Menschen und Gruppen sie sich zugehörig fühlt, welche sozialen Erwartungen, Normen und Verpflichtungen für sie verbindlich sind – das alles sind Momente ihrer sozialen Identität, die die soziale Dimension ihres Selbstbildes bestimmen. Ist man mit dem Bild, das man von sich selber macht, einverstanden, akzeptiert man seine Stärken und Schwächen. Dann ist man stolz und zufrieden mit seinem Können und dies drückt sich in einem positiven „Selbstwertgefühl“ aus.

Als Selbstwertgefühl wird in der Psychologie das Ergebnis einer Gesamtbewertung des Selbstkonzeptes eines Menschen verstanden. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „Ein positives Selbstwertgefühl lässt uns zuversichtlich sein, dass wir die Situation ganz im Sinne unserer Ziele und Bedürfnisse meistern werden. Ohne uns dabei verbiegen und unsere eigenen Vorstellungen von einem „sinnhaften“ Leben preisgeben zu müssen.“ Es ist begleitet von subjektivem Wohlbefinden, Selbstachtung und Optimismus.

Ein niedriges Selbstwertgefühl gilt als Risikofaktor

Ein negatives Selbstwertgefühl lässt einen Menschen dagegen spüren, dass er der Situation nicht gewachsen ist. Der Betroffene sieht sich außerstande, seine Bedürfnisse gegen die Widrigkeiten der Situation durchzusetzen. Es äußert sich in psychischem Unwohlsein, einer hohen Unzufriedenheit mit sich selbst und den Verhältnissen. Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl fühlen sich häufiger als andere unverstanden, abgewertet, vernachlässigt, bloßgestellt oder zu Unrecht kritisiert. Ein hohes Selbstwertgefühl dagegen kann die psychischen Belastungen von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder einer Trennung erheblich mildern und vor depressiven Stimmungen schützen.

Ein positives Selbstwertgefühl erleichtert zudem den Aufbau und die Pflege sozialer Netze. Und es steigert die Bereitschaft und Fähigkeit zum Erwerb neuer Kompetenzen und Fähigkeiten. Es schützt ebenfalls vor verschiedenen Formen selbstschädigenden Verhaltens. Und umgekehrt gilt ein niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für Suchtverhalten. Solange beim Tun eines Menschen alles so läuft, wie er es erwartet hat, hält sich sein Selbstwertgefühl im Hintergrund. Es scheint den Gang der Dinge nicht weiter zu beeinflussen. Quelle: „Die radikalisierte Gesellschaft“ von Ernst-Dieter Lantermann

Von Hans Klumbies

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