Für den richtigen Lebensweg braucht man Orientierung
Warum sich Wahlfreiheit und Optionsvielfalt für viele Menschen überhaupt nicht gut anfühlen, lässt sich in erster Näherung recht einfach sagen. Aber wie das oft so ist bei den vermeintlich einfachen Dingen des Lebens – es wird komplexer, je genauer man es betrachtet. Es ist allerhöchste Zeit, darüber nachzudenken, welchen Gebrauch man von seiner Wahlfreiheit machen soll. Das erfordert eine Umorientierung. Anja Förster und Peter Kreuz erklärten: „Weg von der extrinsischen Ausrichtung „Wie soll ich funktionieren?“ hin zur intrinsischen „Welchen Wert kann uns will ich beitragen?“ Aber dazu müssen wir lernen, mit unserer Wahlfreiheit zurechtzukommen.“ Eine der wichtigsten Fragen überhaupt lautet: „Welcher der vielen Wege ist der richtige für mich?“ Für deren Beantwortung ist eine Sache essentiell: Orientierung. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.
Die Unfähigkeit des Selbstmanagements ist anerzogen
Orientierung ist das Sich-zurecht-Finden der eigenen Person in Raum und Zeit, das Sich-Verschaffen eines Überblickes, auch in unübersichtlichen Situationen, die grundlegende Bedingung für Handlungsfähigkeit. Diese Orientierung sollte in der Erziehung, in den Schulen und in den Betrieben gelehrt werden. Denn das, was Peter Drucker als Unfähigkeit uns selbst zu managen bezeichnete, ist nicht gottgegeben, sondern anerzogen. Wenn man genau hinschaut, bedeutet Bildung in den Schulen, Universitäten oder Berufsschulen nicht lernen, sondert trainieren.
Anja Förster und Peter Kreuz kritisieren: „Die eigene Entscheidungsfindung, das Sondieren von Möglichkeiten, das Ausprobieren, das Tragen von Konsequenzen aus den eigenen Entscheidungen, das Priorisieren – all das steht leider nicht im Lehrplan.“ Doch das sind genau die Fähigkeiten, die man in der modernen Wissenschaft braucht. Wenn Eltern eine gute Beziehung zu ihren Kindern haben und selbst individualistisch, entschlossen und selbstbestimmt leben, können sie durch ihr Vorbild einen Kontrapunkt zur Schule setzen.
Kinder werden künstlich klein gehalten
Aber das Gegenteil ist leider oft der Fall: Die Kinder der „Generation Klettverschluss“ werden künstlich kleingehalten und durch Übermutterung und Übervaterung gehemmt und eingeschränkt. Die Welt wird für die Kinder watteweich ausgepolstert, weil die Eltern sich um sie sorgen. Anja Förster und Peter Kreuz haben nichts gegen Kinder, sondern nur etwas gegen deren Überbehütung. Eltern, die ihrem Kind Entscheidungsfreiheit lassen, sind heutzutage Exoten. In der industriellen Massenproduktion wurde von oben gedacht und unten gemacht. Damals zählten Norm, Standard und Planbarkeit zu den Kernkompetenzen.
Das war einmal. Heute ist ein Unternehmen nur dann überlebensfähig, wenn jeder Einzelne mitdenkt, Verantwortung übernimmt und die gemeinsamen Ziele vorantreibt. Dazu braucht es allerdings eine Führung, die Freiraum gewährt und selbstverantwortliches Arbeiten ermöglicht. In der Außendarstellung von Unternehmen werden zwar offiziell „Gestalter“ und „Entscheider“ gewünscht und gesucht, tatsächlich aber werden die Angepassten belohnt. Das fängt schon bei der Einstellung an. Bewerber mit Ecken und Kanten haben es schwer. Quelle: „Nein“ von Anja Förster und Peter Kreuz
Von Hans Klumbies