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Fanatiker sind von ihren Vorstellungen besessen

Das lateinische Wort „fanaticus“ bedeutet wie das französische „fanatique“ so viel wie „göttlich inspiriert“. Tatsächlich glauben die meisten fanatischen Menschen, im Besitz einer höheren, besseren und auf jeden Fall richtigen Idee zu sein. Reinhard Haller weiß: „Der fanatische Mensch ist von einem Gedanken, einer Vorstellung oder Überzeugung geradezu besessen.“ Es genügt ihm dabei aber nicht, seine Vorstellungen für absolut wahr zu halten. Sondern er zeigt auch gegenüber allen Menschen, die seine Ansicht bezweifeln oder relativieren wollen, völlig intolerant. Mit missionarischem Eifer versucht er, Andersdenkende zu überzeugen. Er verteidigt seine Idee kämpferisch und ist keinem vernünftigen Argument zugänglich. Bernhard Verbeek meint in seinem Werk „Die Wurzeln der Kriege“: „Die subjektive moralische Gutheit fanatisierter Menschen kennt offenbar keine Grenzen.“ Der Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller arbeitet vornehmlich als Therapeut, Sachverständiger und Vortragender.

Diktaturen und Kriege sind ohne Ideologie nicht möglich

Der Ausdruck „Kampffanatiker“ beschreibt diesen Persönlichkeitstypus sehr treffend. In anderen Bereichen kann er durchaus vernünftig denken und urteilen. Seine fanatische Vorstellung ist jedoch jedem kritischen Reflexionsvermögen entzogen. Fanatische Ideen findet man in politischen und religiösen Fragestellungen. Sie tauchen auf in extremistischen Ideologien, im Fundamentalismus und im Rassismus. Fanatismus ist viel mehr als überschwängliche Begeisterung, wie sie etwa jedem Sport- oder Popfan eigen ist.

Die fanatische Idee ist emotional hochgradig besetzt und nimmt immer weitere Teile des Denkens, Fühlen und Handelns in Besitz. Bereits Voltaire hatte die Gefährlichkeit fanatischer Ideen erkannt. Er sagt: „Bedenkt, dass Fanatiker gefährlicher sind als Schurken. Einen Besessenen kann man niemals zur Vernunft bringen, einen Schurken wohl!“ Diktaturen und Kriege sind ohne Ideologie, ohne fanatische und böse Ideen nicht möglich. Dazu können unzählige historische Beispiele angeführt werden. Etwa die Kreuzzüge, denen der Gedanke zugrunde lag, das Heilige Land aus den Händen der Sarazenen zu befreien.

Der Ausdruck „Rassenwahn“ ist gründlich falsch

Der Rassenwahn der Nazis leitet sich von Lombrosos Idee vom geborenen Verbrecher und den gesunden Arten ab. Der Ausdruck „Rassenwahn“ ist allerdings gründlich falsch. Denn es handelt sich bei der NS-Ideologie um kein pathologisches und somit nicht zu verantwortendes Gedankengut. Sondern es sind Ideen, die von gesunden Gehirnen hervorgebracht worden sind. Dieser Gedanke erscheint vielen Menschen jedoch kaum erträglich.

Doch man braucht in der Geschichte gar nicht so weit zurückzugehen. Auch die jüngste Zeit liefert genügend Beispiele, wie sich Ideen auswirken und wie sich das Böse entwickelt. Reinhard Haller nennt das Stichwort „killing fields“. Die böse Idee des 1998 verstorbenen Schlächters Pol Pot bestand darin, Kambodscha über Nacht in einen Bauernstaat zu verwandeln. Die uralte Kulturnation sollte gewaltsam auf die „Stunde null“ zurückgedreht werden, um dort anschließend ein agrarisches Utopia zu schaffen. Quelle: „Das Böse“ von Reinhard Haller

Von Hans Klumbies

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