Erwin W. Straus empfiehlt die Suche nach dem Sinn
Für Erwin W. Straus spiegeln sich die Geschehnisse der äußeren in den Erlebnissen der inneren Welt wider. Aber wenn zwei Menschen dasselbe geschieht, so erleben sie es mit Gewissheit verschieden. Die innere Lebensgeschichte eines Menschen entscheidet deshalb darüber, was auf ihn als harmlos oder traumatisch wirkt. Ein Psychologe muss die Entstehungsgeschichte einer Persönlichkeit kennen, um ihre Schicksale in ihrer ganzen Tragweite für die Person zu erfassen.
Der Neurotiker wendet sich von der Gesellschaft ab
Die Angst des Menschen entsteht durch den Zusammenbruch einer inneren oder äußeren Ordnung oder den Verlust des Sinns im Leben. Diese bedrohlichen Situationen können aber nur verstanden werden, wenn man den Menschen als ein Wesen begreift, das auf Selbstverwirklichung angelegt ist. Das bedeutet laut Erwin W. Straus unter anderem, dass man aus seinem Leben ein Ganzes machen soll und kann. Hierzu ist der Einsatz der gesamten Persönlichkeit erforderlich.
Diesen Einsatz leistet nur der Mutige, der vor den Herausforderungen des Lebens nicht zurückweicht. Der Neurotiker dagegen wendet sich vom sozialen und tätigen Verbundensein mit der Gesellschaft ab. Für Erwin W. Straus besteht kein Zweifel daran, dass jeder Mensch zwischen den Polen der Bedrohtheit und der Sicherheit lebt. Am besten verläuft die Entwicklung eines Menschen, der sein Leben als Sinnsucher gestaltet.
Von Hans Klumbies