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Der Fanatiker findet in der Massenbewegung sein Heil

Eric Hoffer erklärt in seinem Buch „Der Fanatiker“ warum Massenbewegungen so mächtig werden können. Als einen der Gründe nennt der Autor den Enthusiasmus, den sie ausstrahlen. Mächtige politische Bewegungen zeichnen sich seiner Meinung nach immer durch eine religiöse Inbrunst aus. Die Französische Revolution beispielsweise eigentlich auch eine neue Religion, die die Dogmen und Rituale der Kirche durch ähnliche ersetzte, die nun vom Staat kamen. Dasselbe gilt für den Bolschewismus und den Nationalsozialismus. Eine entstehende Massenbewegung gewinnt und hält ihre Anhängerschaft nicht nur mit Ritualen und Versprechungen, sondern indem sie den Menschen eine Zuflucht bietet vor den Ängsten und der Bedeutungslosigkeit einer individuellen Existenz.

Durch den Glauben an eine heilige Sache entsteht Selbstvertrauen

Der Einzelne tritt dabei laut Eric Hoffer die Verantwortung für sein Leben ab und möchte durch die Massenbewegung dem Elend der Gegenwart entfliehen. Die Führer versprechen ihren Gefolgsleuten eine vollkommen neue Existenz. In der Masse haben die Menschen, die vorher nur Enttäuschungen und die Sinnlosigkeit ihres Lebens erlebten, nun Stolz, Zutrauen, Hoffnung und glauben endlich einen Sinn in ihrem Leben gefunden zu haben. Der Glaube an eine „heilige Sache“ kompensiert das verlorene Selbstvertrauen.

Fanatiker töten andere Menschen ohne Gewissensbisse

Menschen schließen sich auch wegen des Gefühls der Zugehörigkeit und der Kameradschaft den Massenbewegungen an, da ihnen diese Verbundenheit im Alltagsleben verloren gegangen ist. Eric Hoffer vertritt die These, dass sie vielfach auch nur gelangweilt sind und der Öde ihres Daseins entfliehen wollen. Häufig sind es auch Menschen mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten, die von Führern magisch angezogen werden. So finanzierten beispielsweise Frauen einiger deutscher Großindustrieller den Aufstieg Adolf Hitlers.

Das Versprechen eines Paradieses auf Erden versetzt die Massenbewegungen in die Lage, normale moralische Hemmschwellen außer Kraft zu setzen. Das ruhmreiche oder heilige Ziel erlaubt jedes Mittel. Erich Hoffer ist ganz sicher, dass Fanatiker andere Menschen auf die schrecklichste Art und Weise behandeln, wenn sie ihrem gelobten Land im Wege stehen. Selbst der eigene Tod als Märtyrer oder Selbstmordattentäter ist für Menschen nicht irrational, wenn sie ihr eigenes Leben als wertlos betrachten und es völlig der Massenbewegung zur Verfügung gestellt haben. Bevor sie zur tödlichen Tat schreiten, haben sie jegliches Identitätsgefühl verloren.

Kurzbiographie: Eric Hoffer

Eric Hoffer wurde 1902 in New York geboren. Als er 20 Jahre alt war, zog er nach Kaliforn. Zu seinen anderen Büchern zählen „Die Angst vor dem Neuen. Freiheit als Herausforderung und Aufgabe“ (1968) und „Der Gegenwart den Puls gefühlt“ (1970). Kurz vor seinem Tod im Jahre 1983 erhielt er von Präsident Ronald Reagan die Presidential Medal of Freedom.

Von Hans Klumbies

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