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Erich Fromm benennt drei Formen der Destruktivität

Erich Fromm kritisiert den Behaviorismus, der in der Aggression lediglich ein erlerntes Verhalten sieht. Gewiss spielt das Lernen bei der Feindseligkeit des Menschen eine bedeutende Rolle, aber man darf laut Erich Fromm die biologische Ausstattung des Menschen n. Es genügt ihm die Aggression zu den Möglichkeiten des Menschen zu zählen und die Bedingungen herauszufinden, unter denen sie Exzesse oder Katastrophen auslöst. Erich Fromm unterscheidet drei Arten der Aggressivität. Die erste ist die defensive Aggression, die er nicht als böse bezeichnet, da sie in der Abwehr von Angriffen besteht und eine Form von Selbstbehauptung ist.

Der Sadismus und die Nekrophilie

Aber es gibt laut Erich Fromm auch eine bösartige Aggression, die sich in die Phänomene Sadismus und Nekrophilie aufspaltet. Diese beiden Formen der Destruktivität sind weder instinktiv noch triebhaft, sondern entsprechen Charakterhaltungen oder Charakterformationen, die durch Erziehung und Kultur bedingt sind. Den Sadismus beschreibt Erich Fromm als Manifestation des oral-sadistischen, ausbeuterischen und hortenden Charakters.

Sadistische Menschen bezeichnet Erich Fromm als ängstlich, kleinmütig und beziehungsarm. Sie gleichen diese gefühlte Schwäche aus, indem sie die absolute Herrschaft über andere Menschen anstreben. Sie trachten nach einer krankhaften Gottähnlichkeit. Eine autoritäre Erziehung fördert die Ausbildung sadistischer Charaktere.

Von Natur aus ist der Mensch nicht böse

Während der Sadist die Starken anbetet und die Schwachen verachtet, hat der Nekrophile eine Obsession zum Toten und Abneigung gegen das Lebendige. Nekrophilie ist ein Phänomen der Sexualpathologie, aber in diesem Bereich sehr selten. Erich Fromm vermutet bei zehn Prozent der Menschen eine nekrophile Grundorientierung, die sich oft mit Sadismus vermischt, aber nicht mit ihm identisch ist.

Den Nekrophilen zieht laut Erich Fromm Zerstückelung, Zerfall, Krankheit und Tod an. Für die Sadisten und Nekrophilen wird ihr ungelebtes Leben zur Quelle von Menschen- und Lebensfeindlichkeit. Dennoch ist Erich Fromm zutiefst von der Überzeugung beseelt, dass der Mensch nicht böse von Natur aus ist. Die Missstände in der Politik und Wirtschaft, eine fehlgeleitete Erziehung oder Armut haben bei vielen Menschen die Lebensenergie ins Nekrophile verwandelt.

Kurzbiographie: Erich Fromm

Erich Fromm wurde am 23. März 1900 in Frankfurt am Main geboren. Vor seinem Jurastudium an der Frankfurter Universität beschäftigte er sich stark mit dem Talmud. Da er sich mit dem Studium der Rechte nicht sehr anfreunden konnte, ging er nach Heidelberg um Soziologie zu studieren. 1922 promovierte er mit einer Dissertation über „Das jüdische Gesetz“. 1926 heiratet der die Psychiaterin Frieda Reichmann und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung. 1929 wurde Erich Fromm zum Mitbegründer des Süddeutschen Instituts für Psychoanalyse in Frankfurt.

1933 hielt Erich Fromm Gastvorlesungen an der Un Universität von Mexiko. 1955 erschien sein drittes Hauptwerk „Der moderne Mensch und seine Zukunft“. Seinen größten publizistischen Erfolg erzielt Fromm allerdings mit seinem Buch „Die Kunst des Liebens“ (1956). Sehr bekannt geworden ist auch sein Spätwerk „Haben oder sein“ von 1976. Erich Fromm der seit 1974 in Locarno, in der Schweiz, lebte, starb am 18. März. 1980.

Von Hans Klumbies

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