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Das Begehren besitzt eine vitale Macht

Das Begehren ist eine Essenz des Menschen. Die Macht des Begehrens ist so groß, dass es sein gesamtes Inneres mobilisieren kann, um einen endgültigen Verhaltenswandel zu erreichen. Frédéric Lenoir weiß: „Dabei spielt die Vernunft eine wesentliche Rolle, denn durch sie können wir unsere Handlungen erhellen, lenken und neu ausrichten. Doch ohne die vitale Macht unseres Begehrens bleiben Entscheidungen, uns verändern zu wollen, nur gar zu oft fromme Wünsche.“ Wenn Menschen Gefangene einer Begierde oder Verhaltensweise sind, die sie unglücklich machen oder unter denen sie leiden, hat der Verstand die Aufgabe, neue Begierden hervorzurufen, an denen Menschen wachsen und die ihren Freude bringen. Dank der Vernunft kann man neue Objekte besser erkennen, auf die man sein Begehren lenken kann. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

Baruch de Spinoza vertritt keine Moral des Müssens

Dadurch kann ein Mensch eine falsche Gewohnheit, die nur Traurigkeit hervorruft, aufgeben. Frédéric Lenoir stellt fest: „Die Begierde ist also das Fundament unseres Handelns, und wir müssen lernen, ihr eine andere Richtung zu geben, indem wir neue, mit angemessenen Ideen verbundene Motivationen entwickeln.“ Dazu zählt das Entdecken, was wirklich gut für die eigene Persönlichkeit ist, was dem eigenen Selbst entspricht, was einen anzieht, woran man wächst und was einem echte Freude bereitet.

Die Moral Baruch de Spinozas, dessen Anhänger Frédéric Lenoir ist, ist das genaue Gegenteil einer Moral des Müssens, die sich auf den Willen gründet. Sie entspricht vielmehr einer aufgeklärten Ethik, die sich jedoch auf die eigene Lebenskraft gründet, auf das Verlangen und das Streben nach Freude. Welche Übungen kann ein Mensch, der heute lebt, machen, um Weisheit zu erlangen. Frédéric Lenoir antwortet: „Die wichtigste Übung, die damit zur Grundlage für alles andere wird, besteht darin, die entsprechende Absicht und die Wachsamkeit aufrechtzuerhalten.

Menschlich zu wachsen ist eine Aufgabe für jeden Tag

Das bedeutet, jeden Tag daran zu denken, dass man mehr an Menschlichkeit gewinnen möchte und besser und bewusster leben will. Ebenso sollte man mehr lieben und verantwortungsvoller und tugendhafter leben. Wer so handelt, dessen Weisheit wird Schritt für Schritt, nach und nach, unaufhaltsam wachsen. Frédéric Lenoir warnt: „Denn wenn Du Dich an einem Tag verbessern willst und am nächsten Tag nicht mehr daran denkst, bringt das genaugenommen gar nichts!“

Menschlich zu wachsen ist eine Aufgabe für jeden Tag, sie erfordert beständiges Wollen und stetige Aufmerksamkeit gegenüber den eigenen Gefühlen und den Beziehungen zu den anderen. Die Hauptübung besteht genau darin, den eigenen Geist zu verändern, die persönliche Urteilskraft und Anpassungsfähigkeit unter Beweis zu stellen sowie den eigenen Blick zu erweitern. Das alles spielt sich im Alltag ab, mit Entschlossenheit und konstanter Wachsamkeit. Quelle: „Weisheit“ von Frédéric Lenoir

Von Hans Klumbies

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