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Gemeinsame Erlebnisse stärken Beziehungen

Gemeinsame Erlebnisse bestärken immer von Neuem die Vertrautheit miteinander. So wichtig sind diese Beziehungen, dass sie sogar Wahrheiten verbiegen können. Es kommt nicht mehr darauf an, wie es sich mit einer strittigen Sache wirklich verhält. Sondern es ist entscheidend, zueinander zu stehen, auch wenn das von außen gesehen fragwürdig sein mag. Wilhelm Schmid betont: „Im besten Fall ist es Liebe, die es ermöglicht, sich in den Augen und Armen eines Anderen geborgen zu fühlen, und sei es nur für einen Moment der Selbstvergessenheit.“ Oft folgt die Wahlbeziehung, die eine „Liebesheimat“ begründet, dem Drängen einer Leidenschaft, die in romantischer Perspektive gar keine Wahl mehr lässt. Heimat können die Liebenden auf Dauer füreinander sein, wenn sie mit ihren unterschiedlichen Welten zurechtkommen. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin.

Zwischen zwei Menschen entsteht manchmal eine Welt

Nicht in allen Welten sind sie gemeinsam daheim, sie wohnen auch in je eigenen Arbeits-, Spiel-, Sport- und Freundschaftswelten. „Zwischen zwei Menschen entsteht manchmal, wie selten, eine Welt. Die ist dann die Heimat.“ Diesen Satz schrieb Hannah Arendt 1970 in einem Brief an ihren ehemaligen Geliebten Martin Heidegger. Fremd können zwei einander jedoch werden, wenn sie von den Erfahrungen in ihren unterschiedlichen Welten so verändert werden, dass sie sich irgendwann nichts mehr zu sagen haben.

Wilhelm Schmid stellt fest: „Eine gemeinsame Heimat bleibt ihnen dann nur noch in der Erinnerung, die sich auch bei einer Trennung nicht verliert.“ Daneben bleibt die nachhaltige Veränderung ihres Ichs bestehen, die das Leben mit dem je Anderen bewirkt hat. Eine Beziehung der Wahl ist außerdem die zu Freunden, die eine „Freundesheimat“ möglich macht. Bei den Gefühlen der Sympathie, mit denen Freunde sich nahe sind, handelt es sich meist um Hintergrundemotionen, die nicht ständig im Bewusstsein präsent sein müssen.

Freunde kommunizieren manchmal im Stillen miteinander

Mit wachsender Vertrautheit können die Freunde mithilfe von Medien oder nur in Gedanken beieinander sein. Wilhelm Schmid fügt hinzu: „Selbst dann, wenn sie nichts voneinander hören, kommunizieren sie im Stillen miteinander.“ Gesprächspartner und seelischer Rückhalt kann man selbst dann noch füreinander sein, wenn das Glück aussetzt und ein Unglücklichsein oder Unglück zu bewältigen ist. Mit anderen befreundet zu sein, kennzeichnet speziell die Heimat, die Heranwachsende sich ergänzend zur Familie oder als Ersatz für sie in der „Peergroup“ schaffen.

In ihr treffen sie auf Gleichgesinnte, zugehörig zu ihnen, verstanden und anerkannt von ihnen. Wilhelm Schmid stellt fest: „Was sie miteinander teilen, bringen sie in Stilelementen der Musik, der Kleidung und des Verhaltens zum Ausdruck.“ Das ganze Leben hindurch entsteht Heimat durch „soziale Codes“ in Gruppen mit gemeinsamen Gefühlen, Sichtweisen und Interessen. Dies trifft auch zu in der erweiterten Familie, im Umgang mit Kollegen am Arbeitsplatz und in den Beziehungen der Nachbarschaft. Quelle: „Heimat finden“ von Wilhelm Schmid

Von Hans Klumbies

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