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Selbstsüchtige Wünsche sind Verblendungen

Eine Unterweisung im Zen lautet: „Mach dir keine Illusionen.“ Anders formuliert bedeutet dies: „Sei nicht verblendet.“ Shunmyo Masuno erläutert: „Man könnte meinen, dass sich das Wort Verblendung auf alle möglichen Hirngespinste bezieht. Aber im Zen hat das Konzept der Verblendung eine viel tiefere und umfassendere Bedeutung.“ Was auch immer sich im Geist eines Menschen festsetzt, was auch immer sein Herz umklammert und es einschränkt – all das sind Verblendungen. Selbstsüchtige Wünsche nach diesem oder jenem, Anhaftungen, die man nicht loslassen will – auch das sind Verblendungen. Neid auf andere, Gefühle von Selbstzweifeln, das sind ebenfalls Wahnvorstellungen. Natürlich ist es nicht möglich, sich von allen Täuschungen zu befreien, die sich im menschlichen Geist festsetzen. Shunmyo Masuno ist ein japanischer Zen-Mönch, preisgekrönter Zen-Garten-Designer sowie Professor für Umweltdesign an der Tama Art University in Tokyo.

Eine einzige Erfahrung färbt auf alles andere ab

Eine solche Befreiung ist der Zustand, den Buddha erreicht hat. Shunmyo Masuno weiß: „Als gewöhnliche Menschen müssen wir akzeptieren, dass es immer Verblendungen in unserem Herzen und Geist geben wird. Das Wichtigste ist, diese Verblendungen, so weit es uns möglich ist, zu reduzieren. Dazu sind wir alle fähig.“ Aber um das tun zu können, muss man zunächst den wahren Charakter der eigenen Täuschungen erkennen. Was ist die Ursache für diese Täuschungen? Es ist die dualistische Denkweise, welche die Dinge in Gegensätze einteilt.

Menschen stellen zum Beispiel Gegensätze auf wie Leben und Tod, Sieg und Niederlage, Schönes und Hässliches, Reich und Arm, Gewinn und Verlust, Liebe und Hass. Der Tod wird als Gegensatz zum Leben gesehen. Und wenn man die beiden miteinander vergleicht, nimmt man das Leben als heilig und wertvoll wahr, den Tod dagegen als leer und trist. Eine einzige Erfahrung färbt auf alles andere ab. Viele Menschen wenden sie auf ihr ganzes Leben an. Während sie das tun, stauen sich Gefühle wie Selbstverurteilung und Neid auf andere in ihnen an, bis sie davon verzehrt werden.

Die Existenz einer jeden Person ist absolut

Shunmyo Masuno stellt fest: „In der Tat könnte man sagen, dass wir unter dem Einfluss der Menschen um uns herum stehen; dass wir durch unsere Wahnvorstellungen gebunden sind.“ Aber man sollte sich Folgendes fragen: Welchen Sinn hat es, sich mit anderen zu vergleichen? Ein weiterer Lehrsatz aus dem Zen lautet: „Einmal erleuchtet, gibt es keine Vorlieben mehr.“ Wenn man dies auf menschliche Beziehungen anwendet, kann man andere vielleicht so akzeptieren, wie sie sind.

Man kann sich nur allein durch seine eigenen Bemühungen verbessern. Zen lehrt, dass die Existenz jedes Dings und jeder Person absolut ist, allein für sich selbst. Es ist kein Vergleich möglich. Das gilt für einen selbst und andere. Es gibt keinen Vergleich. Shunmyo Masuno betont: „Wenn wir versuchen Dinge zu vergleichen, die sich nicht vergleichen lassen, wird unser Geist von etwas eingenommen, was irrelevant ist, und das ist es, was Angst, Sorgen und Furcht erzeugt. Quelle: „Don´t Worry“ von Shunmyo Masuno

Von Hans Klumbies

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