Passende Wörter können das Handeln steuern
Ein einzelnes unter Umständen getarntes Wort kann verborgene Erinnerungen und Gedanken in einem Menschen aktivieren, die im vorliegenden Text gar nicht angesprochen werden. Thorsten Havener weiß: „So kann über die passenden Worte unser Handeln unauffällig gesteuert werden, ohne dass wir es auch nur ahnen.“ Ein wenig Basiswissen dazu kann nicht schaden. Sobald man ein Wort hört oder liest, verbindet man mit diesem Wort ein Etikett. In der Sprachwissenschaft nennt man dieses Etikett auch „Konnotation“. Diese Konnotation bezeichnet das, was im Wort noch mitschwingt. Wie zum Beispiel Geschwindigkeit bei einem Geparden oder Langsamkeit bei einer Schildkröte. Was den meisten Menschen jedoch nicht klar ist: Diese Konnotationen haben eine nahezu magische Wirkung, denn sie sorgen dafür, dass man Wörter mit seinen Erinnerungen und in vielen Fällen auch mit seinen Gefühlen verbindet. Thorsten Havener ist Deutschlands bekanntester Mentalist.
Wörter sind Symbole
Das geht so weit, dass Wörter in einem Menschen sogar biochemische Reaktionen auslösen. Wörter sind Symbole. Thorsten Havener fügt hinzu: „Es ist nicht das Wort selbst, das die Reaktion in uns auslöst, sondern es ist die gedankliche Assoziation, die wir mit dem Wort haben.“ Mit dem Wort „Zitrone“ zum Beispiel verbinden Menschen eben nicht nur „Frucht“, sondern unter anderem auch „gelb“ und natürlich „sauer“. Die Assoziation mit „sauer“ ist bei den meisten Menschen so stark, dass sie automatisch mehr Speichel produzieren, wenn sie intensiv an eine Zitrone denken.
Sauer macht eben nicht nur lustig, sondern auch Speichel. Das Faszinierende dabei: Diese Reaktion ist echt. Sie ist eben nicht eingebildet. Vielmehr sorgt die Einbildung für eine echte, ja sogar messbare Reaktion. Thorsten Havener stellt fest: „Ein einzelnes Wort oder auch ein Satz haben also die Kraft, einen entsprechenden Gedanken auszulösen, der sich dann auf unsere Handlungen auswirkt.“ Wenn das mal keine Macht ist. Wenn Menschen also Wörter oder Sätze hören oder lesen, dann aktivieren sie in ihren Gedanken einen ganz eigenen Deutungsrahmen hierfür.
Emotionen können von Mensch zu Mensch stark variieren
In der Kognitionswissenschaft wird dieser Rahmen auch als „Frame“ bezeichnet. Der Frame nimmt dem Wort oder dem Satz die Neutralität, weil die aufgenommene Information sofort mit einer Wertung versehen wird. Thorsten Havener erläutert: „Ein Wort allein hat die Macht, maßgeblich zu beeinflussen, welche Lösung Menschen für ein Problem der Gesellschaft bevorzugen.“ Aber womit füllen Menschen ihre Frames? Woher kommt der gedankliche Inhalt?
Menschen bestücken ihre Frames mit ihrer Erfahrung. Hier kommt also Wissen aus der Vergangenheit ins Spiel. Und vor allem die damit verbundenen Emotionen. Thorsten Havener ergänzt: „Diese Emotionen können von Mensch zu Mensch stark variieren. Aus diesem Grund reagieren verschiedene Menschen unter Umständen auch so unterschiedlich auf ein und dieselbe Aussage.“ Über die Konnotation und die damit verbundene Erfahrung ist es anderen also möglich, über Sprache Bilder und Emotionen im Kopf eines anderen Menschen zu aktivieren und damit seine Handlungen zu beeinflussen, ohne die entsprechenden Wörter überhaupt zu benutzen. Quelle: „Mach doch, was ich will“ von Thorsten Havener
Von Hans Klumbies