Generalisierungen haben auch gute Seiten
Verallgemeinerungen bezeichnet man auch als Generalisierungen. Menschen generalisieren, wenn sie aus einzelnen gemachten Erfahrungen auf einen ganzen Bereich von Erfahrungen schließen. Zudem können Menschen durch unachtsame Sprache ihr ganzes Leben beeinflusst werden. Thomas W. Albrecht weiß: „Generalisierungen haben aber auch gute Seiten. Sie helfen uns, mit dem Alltag zurechtzukommen. Stelle dir vor, du müsstest dir jeden Tag überlegen, wie Zähneputzen funktioniert. Dies würde die massiv überfordern.“ Gleichzeitig bringen Generalisierungen Menschen an ihre Grenzen. Nämlich dann, wenn eine Voraussetzung für die Gesetzmäßigkeit oder Regelmäßigkeit wegfällt. Wenn zum Beispiel das Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit ausfällt, wenn eine Straße gesperrt ist oder es eine andere Störung gibt. Diese Situationen erfordern Flexibilität, und sie erlauben den Betroffenen, Neues zu entdecken. Thomas W. Albrecht ist Experte für Kommunikation und Rhetorik.
Manche Aussagen sollte man hinterfragen
Generalisierungen hindern Menschen unter anderem daran, in Situationen Alternativen zu entwickeln und zu nutzen. Thomas W. Albrecht fügt hinzu: „Gerade in Zeiten des Umbruchs und der Veränderung sind Menschen massiv gefordert, wenn die ursprünglichen Lebensgewohnheiten plötzlich nicht mehr aufrechtzuerhalten sind.“ Eine Generalisierung wie zum Beispiel „Niemand achtet darauf, was ich sage“ ist schnell dahingesagt. Die Gesprächspartnerin zeigt entweder keine Reaktion oder sie versucht zu beruhigen.
Beides hilft nicht, denn die Aussage bleibt im Raum stehen. Durch die Hinterfragung wird diejenige, die diese Aussage trifft, jedoch gefordert, ein Beispiel zu nennen: „Was genau sagst du, worauf niemand achtet?“ Thomas W. Albrecht erklärt: „Die Person wird aufgefordert, nachzudenken und erkennt womöglich, dass dies nur ein Einzelfall war. Du merkst: Durch das Hinterfragen von Gesagtem kann der Bezug zum Erlebten des Gesprächspartners hergestellt werden.“
Verben werden manchmal nicht vollständig spezifiziert
Es wird die Frage gestellt, ob die Generalisierung, also die Verallgemeinerung, zu Recht getroffen wurde, oder ob es sich nur um einzelne Erlebnisse handelte. Thomas W. Albrecht stellt fest: „Durch den aufkommenden Zweifel, ob die Verallgemeinerung wirklich gültig ist, wird eine Veränderung und ein achtsamer sprachlicher Umgang miteinander möglich.“ Bei einer weiteren Form der Generalisierung werden Verben nicht vollständig spezifiziert. Es wird also nicht genau gesagt, was oder wie etwas gemeint wurde.
Sagt man etwa „Meine Mutter hat mich verletzt“ fehlt, welche Art von Verletzung, ob psychischer oder physischer Natur, zugefügt wurde. Thomas W. Albrecht ergänzt: „Wir erfahren auch nicht, wie die Verletzung herbeigeführt wurde. War es eine Geste, ein Wort oder ein tätlicher Angriff mit einem Messer?“ Menschen spezifizieren in vielen Fällen in einem Satz vorkommende Verben nicht vollständig. Im Sinne einer achtsamen Sprache sollten sie darauf achten, unvollständig spezifizierte Verben zu hinterfragen, sowohl bei sich selbst als auch bei anderen. Quelle: „Die besondere Kraft der achtsamen Sprache“ von Thomas W. Albrecht
Von Hans Klumbies