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Das Verhältnis zwischen dem Selbst und den Anderen

Für Ronald D. Laing ist die Interaktion zwischen zwei Menschen, also einem Ich und einem Du, immer lückenhaft. Jeder Mensch kann nur vermuten, was sein Gegenüber meint. In der Regel sind die Folgen dabei überschaubar. Schlimm wird es nur, wenn eine Person soviel Autorität und Macht hat, der anderen Person zuzuschreiben, was diese bewusst oder unbewusst empfinden soll. Von hier aus ist der Weg zu einer seelischen Vergewaltigung nicht weit. 
Niemand kennt die Wirklichkeit

Ronald D. Laing definiert das Unbewusste wie folgt: „Es ist ganz schlicht jener Seelenanteil, den wir weder uns selbst noch anderen mitteilen. Das ist demnach kein Sack mit perversen Trieben, sondern ein Teil der Person, die nicht kommunizierbar ist. Man kann ihn allerdings in Mitteilsamkeit verwandeln.“ Ein weiteres Problem erkennt Ronald D. Laing in der Tatsache, dass niemand so recht weiß, was nun eigentlich die Wirklichkeit ist. Familien, Gruppen oder Völker einigen sich auf ein phantastisches Gebilde, dass sie Realität nennen.

Die Menschen sind alle in großen Netzen gefangen, und Psychotiker sind für Ronald D. Laing jene, die aus übergroßer Verstrickung mit unbeholfenen Mitteln ausbrechen wollen. Er konkretisiert seine These mit folgenden Worten: „Die Menschen erdichten eine Welt, die sie für kompakt und nicht-hinterfragbar halten. Wer die Kraft hat, jenseits dieser angeblichen Normalwelt eine passende Eigenwelt zu schaffen, ist ein Künstler. Wer an diesem Versuch scheitert, ist ein „Gemütskranker“, der interniert werden muss.“

Zur Beziehung zwischen zwei Menschen gehört der Kampf

Vor allem die Sexualität ist laut Ronald D. Laing ein Freiraum für alternative Lebensstile, die in der Phantasie und Realität oft genug ausgetauscht werden. Vor allem in Perversionen jeglicher Art wird das begleitende Phantasiespiel fast noch wichtiger als der sexuelle Akt.

Bei Jean-Paul Sartre findet Ronald D. Laing ein gutes Beispiel für sein Sexual- und Perversionstheorie, die er neben seiner Psychosenlehre als Parallelwelt entwickelt. Schon Jean-Paul Sartre hatte in seinem Buch „Das Sein und das Nichts“ erörtert, dass die Beziehungen der Menschen untereinander normalerweise Kampf beinhalten. Jedes Bewusstsein will Herr über das andere Bewusstsein werden. Die Thematik von Herr und Knecht ist also die Grundform alles sozialen Bezogenseins.

Kurzbiographie: Ronald David Laing

Ronald David Laing wurde 1927 in Glasgow geboren. In seiner Geburtsstadt studierte er Medizin. Er arbeitete als Psychiater in der britischen Armee und arbeitete ab 1953 am Gartnavel Psychiatric Hospital in Glasgow. 1965 gründete er Kingsley Hall, eine psychiatrische Gemeinschaft, in der die Patienten als gleichwertige Menschen behandelt wurden. Zu seinen weiteren Büchern gehören die Bestseller „Phänomenologie der Erfahrung“ (1967), „Wahnsinn und Familie“ (1964) und „Wisdom, Madness and Folly“ (1985). Ronald David Laing starb 1989 in St. Tropez an einem Herzinfarkt.

Von Hans Klumbies

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