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Negative Emotionen überwältigen das Denken

Zu den Pionieren der kognitiven Verhaltenstherapie zählt Aaron Beck, der seit den Siebzigerjahren maßgeblich an ihrer Entwicklung beteiligt war. Er vertritt die Auffassung, dass schwer depressive Menschen eine unrealistische, übermäßig negative Sicht auf die Welt, auf ihr eigenes Selbst und die Zukunft haben. Aaron Beck definierte die Depression als eine generalisierte negative Denkweise, vergleichbar mit einer dunklen Brille, die alles in Düsternis taucht. Was Walter Mischel immer wieder erstaunt, auch wenn er es schon oft gesehen hat, ist die Kraft, mit der starke negative Emotionen das kühle Denken überwältigen können. Sie können Konsequenzen haben, die nicht nur die aktuellen Erfahrungen, sondern auch die Zukunftserwartungen und die Selbstbeurteilung verzerren. Walter Mischel gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Psychologen der Gegenwart.

Das Verhalten ist von der jeweiligen Situation abhängig

Es ist für Walter Mischel eine Tatsache, dass das Verhalten einer Person im Allgemeinen so wenig beständig ist, dass sich aus ihrem Handeln in einer bestimmten Situation keine zuverlässigen Vorhersagen über ihr Handeln in einer anderen Situation ableiten lässt. Denn das Verhalten ist kontextabhängig. Die hoch entwickelte Fähigkeit zur Selbstkontrolle man in einigen Situationen und gegenüber machen Verlockungen ausgeübt werden, nicht aber in anderen – die Berichte über Abstürze von Prominenten erinnern regelmäßig daran.

Der Psychiater Joseph Wolpe wurde gegenüber der psychoanalytischen Theorie immer skeptischer und ging das Risiko ein, bei Patienten, die an Angst und Panikattacken litten, eine direkte Verhaltensänderung zu versuchen. Joseph Wolpe erklärte: „Wenn in Anwesenheit angstauslösender Reize eine der Angst entgegenwirkende Reaktion hervorgerufen werden kann, die mit einer vollständigen oder teilweisen Unterdrückung der Angstreaktion hervorgeht, dann wird die Verbindung zwischen diesen Reizen und den Angstreaktionen geschwächt.“

Die Kraft des Willens ist eine begrenzte biologische Ressource

Der Sozialpsychologe Roy Baumeister und seine Kollegen halten die Willenskraft für eine unverzichtbare, aber begrenzt biologische Ressource, die vorübergehend leicht erschöpft werden kann. Walter Mischel erläutert: „Ihr „Stärkemodell der Selbstkontrolle“ geht davon aus, dass die Selbstkontrolle von einer inneren Fähigkeit abhängt, die sich auf eine begrenzte Energiemenge stützt.“ Dies deckt sich weitgehend mit dem traditionellen Konzept „des Willens“, das diesen als eine unveränderliche Größe oder Substanz betrachtet.

Nach diesem Modell gleicht Selbstkontrolle einem Muskel: Wenn ein Mensch den Willen aktiv anstrengt, kommt es zu einer Erschöpfung der Selbstregulation, und der Muskel ermüdet bald. Folglich werden die Willenskraft und die Fähigkeit, impulsives Verhalten zu regulieren, durch vielerlei Aufgaben, die Selbstkontrolle verlangen, zeitweilig verringert. Dies kann sich auf unterschiedliche Leistungen und Fähigkeiten auswirken: vom geistigen und körperlichen Durchhaltevermögen bis zu rationalem Denken und Problemlösen, von Reaktionshemmung und Unterdrückung von Emotionen bis hin zur Entscheidungsfindung. Quelle: „Der Marshmallow-Test“ von Walter Mischel

Von Hans Klumbies

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