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Es gibt über 500 Psychotherapie-Methoden

Was hilft? Die Auswahl ist groß. Über 500 Methoden stehen zur Verfügung. Muss man sie alle kennen? Muss man sie alle testen, um die zu finden, die angemessen sind? Manfred Lütz fügt hinzu: „Jemand hat behauptet, es gebe so viele Psychotherapiemethoden, wie es Psychotherapeuten gibt. Es bleibt also gar nichts anderes übrig, als Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.“ Manche Methoden waren früher wie Ersatzreligionen organisiert und profilierten sich durch stabile Feindbilder. Was die Vorteile und Nachteile einer Therapieform sind, das sieht man heutzutage nüchterner. Klar ist, dass seriöse Psychotherapie keine Wahrheitslehre ist wie eine Religion. Andererseits muss sie sich von schlichter Alltagskommunikation qualifiziert unterscheiden. Daher ist Therapieeffizienzforschung keine Zumutung. Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz ist Psychiater, Psychotherapeut, Kabarettist und Theologe.

Die Psychoanalyse ist die große alte Dame der Psychotherapie

Sie sichert vielmehr die Eigenart und übrigens auch die legitime Bezahlung psychotherapeutischer Kommunikation. Klaus Grawe hatte 1994 im Auftrag der Bundesregierung die Effizienz der verschieden Psychotherapiemethoden untersucht und war zu spektakulären Ergebnissen gekommen. Manfred Lütz kennt sie: „Insbesondere die psychoanalytischen Methoden kamen bei ihm eher schlecht weg. Und so brach vonseiten einiger wenig humorvoller Psychoanalytiker ein Sturm der Entrüstung über ihn herein, vor allem als seine Erkenntnisse eine Titelgeschichte des „Spiegel“ schmückten.“

Die Psychoanalyse hatte zu wenig wissenschaftlich sauber durchgeführte Effizienzprüfungen vorzuweisen. Und dass nach den Erhebungen von Klaus Grawe die große Psychoanalyse nur für Gesunde geeignet sei, das amüsierte treue Anhänger der Psychoanalyse überhaupt nicht. Die Psychoanalyse ist nun freilich die große alte Dame der Psychotherapie. Sie musste lange um ihre Anerkennung kämpfen, und die Erinnerung an diese Kampfzeit prägt manchen alten psychoanalytischen Haudegen noch heute.

Sigmund Freud lüftet die geheime Welt des Unbewussten

Manfred Lütz weiß: „Sigmund Freud, der Erfinder der Psychoanalyse, hatte seine Zeitgenossen mit einer betörenden Theorie provoziert.“ Unter den absurden leibfeindlichen Verrenkungen einer bürgerlichen Gesellschaft brodelten unter deren zerbrechlicher wohlanständiger Oberfläche brodelten obsessive sexuellen Fantasien. Sigmund Freud erklärte merkwürdige psychische Phänomene mit der geheimen Wirklichkeit des Unbewussten. Damit versuchte er, vor allem den damals grassierenden hysterischen Zuständen exaltierter Damen beizukommen. Die neue Methode eröffnete Einsichten in eine allgegenwärtige Welt der Triebe und des mehr oder weniger gelungenen Umgangs damit.

Sigmund Freuds Konstruktionen, die von einer frühen erotischen Verstrickung des Kindes in der Beziehung mit Vater und Mutter ausgingen, gaben sich wissenschaftlich, naturwissenschaftlich vor allem. Manfred Lütz erläutert: „Damit lagen sie ganz im Trend der Zeit und konnten gleichzeitig dazu beitragen, eine verklemmte Gesellschaft erfolgreich aufzumischen. Doch sie waren keine Naturwissenschaft, ja noch nicht einmal Wissenschaft im strengen Sinn.“ Bekannt ist Jürgen Habermas´ Vorwurf des „szientistischen Selbstmissverständnisses der Psychoanalyse“. Quelle: „Neue Irre! von Manfred Lütz

Von Hans Klumbies

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