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Machtlosigkeit ist eine der größten Bedrohungen

In den Diskussionen über soziale Themen fehlt etwas: die Psychologie der Machtlosigkeit. Die ökonomische Ungleichheit in den Städten, Ländern, Staaten und Nationen führt zu einem Mangel an Vertrauen. Zudem kommt es zu unbesonnenem Verhalten, zu einem verringertem Sinn für Gemeinschaft, zu schlechter Gesundheit, Depressionen, Ängsten und Gewalt. Dacher Keltner fügt hinzu: „Machtlosigkeit verstärkt die Anfälligkeit der Menschen gegenüber Bedrohungen. Machtlosigkeit führt zu vermehrten Reaktionen des Körpers auf Stress. Sie verstärkt den Ausstoß von Cortisol und zerstört das Gehirn.“ Diese Auswirkungen beeinträchtigen die Fähigkeit eines Menschen zu denken und zu reflektieren, sich in der Welt zu engagieren, sich gut zu fühlen und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

Mächtige können in der Welt etwas verändern

Dacher Keltner glaubt, dass Machtlosigkeit neben dem Klimawandel die größte Bedrohung ist, der die Gesellschaft heute ins Auge sehen muss. Dabei ist es eine entscheidende Aufgabe der Wissenschaft, präzise Begriffe zu definieren. Diese sollen das Verständnis der Phänomene in der Welt draußen und im Kopf schärfen. Das ist besonders notwendig, wenn die Macht zur Diskussion steht. Und damit ein Begriff, der so vieles meinen kann: Geld, Ruhm, soziale Klasse, Respekt, körperliche Stärke, Energie oder politische Teilhabe.

Für den Sozialpsychologen Dacher Keltner ist die Frage zentral, welchen Einfluss Macht auf das persönliche und soziale Leben hat und wie Macht bei den sozialen Interaktionen entsteht, die das Alltagsleben ausmachen. Er stellt einige Definitionen vor, die entscheidend dazu beitragen, die Prinzipien zu erfassen, die von der neuen Wissenschaft der Macht aufgedeckt worden sind: „Macht: die Fähigkeit, etwas in der Welt zu verändern, indem man auf die Stellung anderer Personen Einfluss nimmt.“

Die Gegenwart ist die dynamischste Periode der Macht

Der Status oder die gesellschaftliche Stellung wird wie folgt definiert: „Die Achtung und Wertschätzung, die uns die anderen in unseren sozialen Netzen entgegenbringen. Der Status verschwindet oft mit der Macht, aber nicht immer.“ Die Definition für Kontrolle lautet: „Die Fähigkeit, unser Leben zu bestimmen und unter Kontrolle zu haben. Wir können die völlige Kontrolle über unser Leben haben, ohne über Macht zu verfügen. Denken wir an einen Eremiten in seiner Klause.“

Die soziale Klasse wird wie folgt definiert: „Die Mischung aus Familie, Vermögen, erfolgreicher Ausbildung und der Stellung in der Berufswelt. Eine alternative Definition: die subjektive Einordnung, wo wir auf der sozialen Leiter der Gesellschaft stehen. Wir auch immer wir aber die soziale Klasse definieren: Sie ist eine gesellschaftliche Form von Macht.“ Was die Macht betrifft, ist die Gegenwart die vielleicht dynamischste Periode der Geschichte der Menschheit. Die Frauen übernehmen zum Beispiel in nie vorher dagewesener Weise die Macht. Quelle: „Das Macht-Paradox“ von Dacher Keltner

Von Hans Klumbies

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