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Kinder dürfen die Neugierde nicht verlieren

In einer reizüberfluteten Welt ist es enorm wichtig, die eigene Neugier nicht zu verlieren. Wer überall Antworten bekommt, hat irgendwann keine Fragen mehr. Richard David Precht betont: „Keine zweite Herausforderung dürfte unsere Schulen und Universitäten so sehr zum Umdenken zwingen, wie die intrinsische Motivation unserer Kinder zu bewahren und zu pflegen.“ Denn bislang beruht das Bildungssystem auf dem Gegenteil – der extrinsischen Motivation. Die Kinder lernen in der Schule, was immer man auch anderes erzählen mag, für Noten. Solange dies der Vorbereitung auf das Berufsleben diente, hatten die Kritiker dieses Systems einen schweren Stand. In der klassischen Arbeitswelt arbeitet man schließlich ebenso für eine extrinsische Belohnung – für Geld. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

Die Digitalisierung stellt das Lernsystem infrage

In gleichem Maße aber, wie die flächendeckende Erwerbsarbeit im Zuge der Digitalisierung zurückgeht, verliert diese Konditionierung ihren Sinn. Die Kinder müssen später in der Lage sein, aus intrinsischer Motivation heraus in hoch qualifizierten Berufen Außergewöhnliches zu leisten. Und sie brauche noch viel mehr innerlichen Antrieb, wenn sie zeitweilig oder länger keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Seinem Leben selbst einen Rahmen zu setzen und gute Pläne für den Tag zu entwickeln ist die Herausforderung für die Zukunft.

Je mehr intrinsische Motivation die Menschen haben, desto besser ist es um die Gesellschaft bestellt. Denn die Digitalisierung stellt das bisherige extrinsische Lernsystem infrage. Die Parallele zur Arbeits- und Leistungsgesellschaft ist unverkennbar. Richard David Precht warnt: „Der Ernst der Lage wird dramatisch unterschätzt.“ Übereinstimmung bei allen Bildungskritikern gibt es immerhin in zwei Punkten. Wer jetzt in eine Schule geht, eine Berufsausbildung macht oder eine Hochschule besucht, muss willens und bereit sein, ein Leben lang weiter zu lernen.

Kreativität ohne Moral ist nicht erstrebenswert

Es besteht kein Zweifel daran, dass das nicht ohne viel intrinsische Motivation möglich ist. Und einig ist man sich auch, dass es ohne Kreativität nicht gehen wird. „Kreativität“ ist allerdings ein äußerst schillernder Begriff. Kreativität ohne Moral ist gesellschaftlich nicht erstrebenswert. Und Bildung ohne Herzensbildung auch nicht. Fragen der Moral und der Urteilsbildung kommen damit in der Zukunft große Bedeutung zu. Das gleiche gilt für den Umgang mit technischen Geräten.

„Messen“ und „Messbares“ richtig einzuschätzen ist eine Bildungsfrage. „Digitale Selbstkontrolle“ und „digitale Risikokompetenz“, zwei Begriffe des Psychologen Gerd Gigerenzer, beschreiben, worauf es dabei ankommt. Nämlich auf die Fähigkeit, mit digitalen Technologien informiert umzugehen, mit dem Ziel deren Nutzen zu erhöhen und möglichen Schaden zu verringern. In den Schulen der Zukunft müssen die Schüler lernen, digitale Risiken abzuschätzen und psychologische Zusammenhänge zu verstehen. Quelle: „Jäger, Hirten, Kritiker“ von Richard David Precht

Von Hans Klumbies

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