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Bildung kann nur von unten entstehen

Das Problem Rechtspopulismus lässt sich weder politisch noch ökonomisch noch technisch „lösen“. Keine der Fähigkeiten und Ressourcen, die Herbert Renz-Polster als Schutzfaktoren gegen die Verlockungen des Autoritarismus identifiziert hat, lässt sich auf einem dieser Wege herausbilden. Nicht das Gefühl von Zugehörigkeit, nicht das Gefühl von Sicherheit, nicht das Gefühl von Anerkennung. Herbert Renz-Polster stellt fest: „Was jetzt zu tun ist, hat unmittelbar mit uns selbst zu tun. Wie wir leben. Wie wir Beziehungen gestalten. Vor allem aber: Wie wir diejenigen von klein auf behandeln, die von uns abhängig sind: unsere Kinder.“ Die Bildung, die wir in der heutigen Situation brauchen, kann nur von unten entstehen. Der Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster hat die deutsche Erziehungsdebatte in den letzten Jahren wie kaum ein anderer geprägt.

Die Antwort auf den Rechtspopulismus lautet: Kindheit wagen!

Wer will, dass es unter Menschen menschlich zugeht, muss den Menschen eine sichernde, ermutigende Kindheit zugestehen. Für Herbert Renz-Polster ist genau das die Antwort auf den Rechtspopulismus: Kindheit wagen! Denn Kinder, die ihre Kindheit innerlich unverletzt, mit Selbstvertrauen, wachen Augen, Einfühlungsvermögen und Mut unter dem Herzen verlassen, sind widerstandsfähig. Gerade gegenüber den Verlockungen des Rechtspopulismus. Allen Kindern ist eine solche Kindheit zu wünschen.

Herbert Renz-Polster erklärt: „Dazu müssen wir als Erstes unser Anerkennungsproblem lösen. Eine Kindheit, die sich vor allem um die Vorbereitung auf den ökonomischen Wettbewerb dreht, wird dazu nicht ausreichen. Eine Kindheit zur Auslese der Gewinner greift zu kurz.“ Und mehr Bildung ohne Beschäftigung mit den Fragen drumherum – auch das wird nicht ausreichen. Kinder, Ihr seid willkommen und ihr seid alle wichtig – müsste das nicht über jeder Einrichtung in großen Lettern stehen? Und müssten die Kinder dort nicht tagtäglich das erfahren: Ihr habt eine Stimme, nutzt sie!

Ein weitverbreitetes Motto lautet: Ellbogen raus und durch!

Und die Familien – bräuchten diese nicht auch mehr Anerkennung? Wäre das nicht der erste Schritt, um den Kindern mehr Heimat und ein Gefühl von Behausung unter die Flügel zu packen? Gerade die Familien sind doch in eine Zwickmühle geraten. Wie sollen sie den immer breiter werdenden Spagat zwischen Arbeitswelt und Familienleben denn schaffen? Alles was Eltern in der produktiven Welt Vorteile verschafft – Ungebundenheit, beständige Erreichbarkeit, Planbarkeit etwa – bringt das Leben mit Kindern jedoch in Schieflage.

Herbert Renz-Polster hat seine Zweifel daran, dass es den Menschen wirklich ernst damit ist, eine Gesellschaft zu gestalten, in der Schutz und Fürsorge eine zentrale Stellung einnehmen. Eher lautet das weitverbreitete Motto: Ellbogen raus und durch! Herbert Renz-Polster sieht die Menschen als Gefangene. Als Gefangene eines Systems, das selbst zum Problem geworden ist – und doch die einzige Lösung ist, welche die Menschen kennen. Und so behandeln sie auch ihre Kinder. Sie hinterfragen wenig und tun stattdessen viel, um auch sie in das Erwachsenenprogramm einzugliedern. Quelle: „Erziehung prägt Gesinnung“ von Herbert Renz-Polster

Von Hans Klumbies

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