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Fritz Künkel fordert die Erziehung von Mutter und Kind

Fritz Künkel geht davon aus, dass Mutter und Kind zunächst in einem „Ur-Wir“ miteinander verbunden sind. Je besser eine Mutter mit seinem Kind eine solche wirhafte Beziehung pflegt, desto leichter erfolgt die Einbettung in die Gemeinschaft. Alfred Adler bezeichnete dies als die Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls und vertrat die These, dass das Sozialinteresse und die Kontaktfähigkeit der Mutter der stärkste Erziehungsfaktor ist, der dem Menschen gegeben ist. Diese Mütter gehen mit ihren Kindern eine lebendige Beziehung ein, in der beide wachsen uns sich entfalten können. Viele der so genannten Erziehungsprogramme machen einen gravierenden Fehler, da sie von der Voraussetzung ausgehen, nur das Kind benötige eine Erziehung. Fritz Kinkel dagegen betont, dass sowohl der Erzieher als auch der Zögling erzogen werden müssen.

Auf den „Wir-Bruch“ folgt die Einsamkeit des Ichs

Das „Ur-Wir“ soll laut Fritz Künkel möglichst solide und reichhaltig aufgebaut werden. Er glaubt, je mehr präverbale und verbale Gemeinsamkeit in dieser frühen Entwicklungsphase strukturiert werden können, umso gesünder wird die Lebensbasis des zukünftigen Erwachsenen. Dringend ist dabei ein „Wir-Bruch“ zu vermeiden, das heißt, dass sich das Kind von den Erwachsenen missverstanden, enttäuscht und im Stich gelassen fühlt. Denn dann wird es auf das eigenen Selbst zurückgeworfen und fühlt die Einsamkeit seines Ichs. Diese Situation stellt ein der Geschichte der Selbstwerdung einer Persönlichkeit einen gravierenden Lebenseinschnitt dar.

In der weiteren Erziehung kommt es laut Fritz Künkel darauf an, dass die Umwelt einfühlsam genug ist, um die Krisen des Werdens und des Wachstums des Kindes, die auf die kleineren oder größeren Katastrophen in der Erziehung folgen, mit Geduld und Feinsinn beantwortet. Wenn die beginnende Ichhaftigkeit des Kindes die Ichhaftigkeit des Erziehers herausfordert, so verhärten sich bald die Fronten im Erziehungsprozess: beide beginnen, sich ängstlich, feindselig und ohne Verständnis für den anderen, gegenüberzustehen. Das Kind verhärtet dann seinen Selbstschutz, der den Sinn hat, die furchtbare Erfahrung des „Wir-Bruchs“ nicht noch einmal in ihrer ganzen Tragik erleben zu müssen.

Mut und Weltoffenheit garantieren ein gesundes Leben

Das gesunde Leben folgt für Fritz Künkel den Regeln der vitalen Dialektik. Jede Herausforderung durch die Wirklichkeit kann und soll durch den Menschen produktiv angegangen werden. Dazu gehören unter anderem der Aufbau immer breiterer sozialer Beziehungen und das Erlernen von Fähigkeiten.

Hat ein Kind allerdings den Mut und die Weltoffenheit durch einschneidende oder unterdrückende Erziehungsmethoden verloren, ist es laut Fritz Künkel zu diesen Leistungen, die ein gesundes Leben ermöglichen, nicht mehr fähig. Dadurch entstehen unter anderem Neurosen, Psychosen, Perversionen und Suchtkrankheiten.

Von Hans Klumbies

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