Es gibt eine negative und eine positive Freiheit
Um herauszufinden, ob man etwas tun muss oder ob man nur glaubt, dass man es müsste, ist es sehr hilfreich, die Freiheit in zwei Sorten, zwei Teile oder besser gesagt in zwei einzelne Schritte zu zerlegen: in die positive und die negative Freiheit. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Diese Unterscheidung geht auf den politischen Philosophen Isaiah Berlin zurück. Die negative Freiheit ist laut Berlin der Zustand, in dem die eigene persönliche Entfaltung nicht von anderen Menschen, Institutionen oder Ideologien und den von ihnen ausgehenden Zwängen begrenzt oder sogar verhindert wird. Negative Freiheit beruht also immer auf einem Akt der Befreiung, es ist die Freiheit von etwas.“ Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.
Freiheit erfordert Willenskraft und Selbstverantwortung
Diese Freiheit heißt deshalb negative Freiheit, weil sie sich gegen einen Zustand der Unfreiheit richtet. Man hat dabei kein konkretes Ziel vor Augen, das man ansteuern möchte. Der Impuls der negativen Freiheit ist „Ich will weg von …“. Die positive Freiheit hingegen ist die Nutzung der gewonnenen Freiräume und Wahlmöglichkeiten, beispielsweise zur Gestaltung des eigenen Lebensentwurfs. Es ist die Freiheit zu etwas. Mit positiver Freiheit ist der Zustand der Freiheit gemeint, in dem man seine Möglichkeiten auch tatsächlich nutzt.
Bei der positiven Freiheit begnügt man sich nicht mehr damit, zu erklären, was man nicht will, sondern definiert, was man lieber möchte. Die Freiheit, ein Ziel anzustreben und zu entwickeln, ist die positive Freiheit. Die negative und die positive Freiheit unterscheiden sich also nur in der Perspektive – Von-weg zu Hin-zu –, dieser Unterschied ist allerdings ganz erheblich. Nämlich, wenn es darum geht, zwischen Müssen und Sollen zu unterscheiden. Aber Freiheit erfordert Willenskraft, Arbeit und Selbstverantwortung.
Verlockende Ziele sind leichter erreichbar
Anja Förster und Peter Kreuz erläutern: „Die Freiheit anzunehmen, beginnt mit einem entschiedenen „Nein!“ – Nein, ich will das nicht mehr. Nein, ich halte das nicht mehr aus. Und ja, ich kann da raus. Ja, ich will weg davon.“ Wenn man soweit ist, weil man erkannt und akzeptiert hat, dass man die negative Freiheit besitzt, dann darf man sich anschließend entscheiden, welches Ziel man anstrebt und welchen Weg man dorthin nehmen möchte. Ab diesem Moment ist man in der positiven Freiheit, der Freiheit zu etwas. Das ist der zweite Schritt.
Ein klares Von-weg-Ziel ist ein guter Ausgangspunkt. Um sich dann aber in Bewegung zu setzen, braucht man eine Vorstellung davon, wohin man gehen möchte. Das Bewusstsein, dass man gehen möchte, gibt einem zwar die dafür nötige Energie, allerdings keine Richtung. Man braucht also auch ein Hin-zu-Ziel. Das sollte ein möglichst positives, kraftvolles und vor allem anziehendes Ziel sein. Denn diese Anziehungskraft macht es viel leichter, das Ziel zu erreichen. Ein Mensch braucht beide Schritte: Ohne einen Sinn für seine positive Freiheit nützt ihm die negative Freiheit auf Dauer wenig. Quelle: „Nein!“ von Anja Förster und Peter Kreuz
Von Hans Klumbies