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Die Suche nach Glückseligkeit kann befriedigend sein

Der Neurobiologe und Psychiater Joachim Bauer hat in seinem Buch „Selbststeuerung“ gezeigt, wie wichtig eine durchgehaltene Aufmerksamkeit für eine befriedigende Lebensführung ist. Dazu zählen auch das Zurückstellen kurzfristiger Befriedigungen und letzten Endes auch das, was Sigmund Freud den „Triebverzicht“ genannt hat. Diese Einschätzung hält auch Georg Milzner für richtig, allerdings mit Einschränkungen. Seiner Meinung nach hängt nämlich alles davon ab, was man unter einer befriedigenden Lebensführung versteht. Joachim Bauer ist beispielsweise seinen eigenen Ausführungen nach einem „eudaimonischen“ Leben verpflichtet. Der Begriff „eudaimonia“ spielt sowohl in der antiken Philosophie als auch bei Immanuel Kant eine große Rolle. Er umschreibt einerseits so etwas wie Glückseligkeit und andererseits auch das menschliche Streben nach dieser. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

Der Lebensstil hängt vom Temperament ab

Überdies steht der Begriff „eudaimonia“ für eine Haltung, die das Streben nach Glückseligkeit an das Verinnerlichen von Tugenden knüpft. Wer also einem eudaimonischen Lebensmodell anhängt, der steht für eine Lebensführung, die auf die ruhige Verwirklichung dessen abzielt, was an langfristigen Zielen gesetzt wird. Joachim Bauers Darstellung zufolge ist die Selbststeuerung vor allem eine Angelegenheit des freien Willens. Aber was, wenn mein freier Wille auf etwas ganz anderes zusteuert?

Wenn er eben nicht eudaimonisch leben will, sondern eher einem wilden, womöglich exzessiven Lebensstil verpflichtet ist? Georg Milzner denkt, dass die Frage, welcher Lebensstil einen Menschen befriedigt, nicht so allgemein verhandelt werden kann. Und zwar, weil der Lebensstil in ganz hohem Maß an das Temperament eines Menschen gekoppelt ist. Für einen eher melancholischen Grundtypus, eine Denker und Betrachter, ist das Erreichen einer eudaimonischen Lebensführung ganz sicher noch erstrebenswert.

Selbststeuerung hilft dem Menschen seine Identität zu finden

Einem hitzigeren Typus mag hier aber auch die gähnende Langeweile drohen. Während ein kreativ eher springender, sich flink von Einfall zu Einfall bewegender Sanguiniker eher dem faszinierenden Augenblick hingegeben sein wird. Und im nächsten Augenblick wieder einem anderen. Ist etwas davon besser als das andere? Wohl nur, wenn man den alten Philosophen folgt und es hält wie Aristoteles oder Immanuel Kant. Joachim Bauers Modell der Selbststeuerung steht letzten Endes auch in deren Tradition.

Georg Milzner fasst zusammen: „Grundmerkmal dieser Modelle ist die große Perspektive, das weit gesteckte Ziel, das ruhig und besonnen verfolgt wird. Hierfür ist eine an der Vernunft und am Maß orientierte Lebenshaltung wesentlich.“ Und noch etwas anderes ist dafür wesentlich: nämlich die feste Überzeugung, dass das planmäßige Verfolgen bewusst gesteckter Ziele immer auch richtig ist. Dass die Selbststeuerung, wie Joachim Bauer meint, dazu dient, einen Menschen die eigene Identität finden zu lassen. Quelle: „Wir sind überall, nur nicht bei uns“ von Georg Milzner

Von Hans Klumbies

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