Die Konzentration auf das hier und jetzt ist beim Sex am größten
Fragt man Menschen, ob sie an etwas anderes denken als an das, was sie gerade tun, stehen die Chancen, dass sie ihre Gedanken gerade schweifen lassen, 50 zu 50. Wie sich in einer Umfrage der Psychologen Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert von der Harvard University herausstellte, war die Konzentration auf das Hier und Jetzt verständlicherweise beim Sex weitaus am größten. Mit weitem Abstand an zweiter Stelle lag körperliches Training, gefolgt von Gesprächen mit anderen Menschen und dem Spielen. Am häufigsten schweiften die Gedanken bei der Arbeit, bei der Beschäftigung mit dem häuslichen Computer und auf dem Weg zur und von der Arbeit ab.
Ein Geist auf Wanderschaft schweift meist um das eigene Ich
William James erläutert: „Dieses Ich hält unser Selbstgefühl zusammen, indem es unsere Geschichte erzählt – es fügt zufällige Bruchstücke des Lebens in eine zusammenhängende Handlung ein. Diese Handlung, in der es nur um mich geht, schafft im Hintergrund unseres Erlebens, das sich ständig wandelt, ein Gefühl der Dauerhaftigkeit.“ In dem Ich spiegelt sich die Tätigkeit einer voreingestellten Zone wider, die den ruhelosen Geist erzeugt, damit er sich in einen gewunden Gedankenstrom begibt, der wenig oder gar nichts mit der Situation des Augenblicks zu tun hat, aber alles mit mir selbst.
Bei aktiver Konzentration wird das „Ich“ ausgeblendet
Daniel Goleman ergänzt: „Wenn unsere Selbstgespräche und Grübeleien im Hintergrund eine schwache Angst erzeugen, gibt der mittlere präfrontale Cortex eifrig Impulse ab. Im Zustand der vollen Konzentration jedoch wird dieser mittlere Bereich von einem Nachbarareal, dem seitliche präfrontalen Cortex, gehemmt. Wenn Menschen auf äußere Abläufe reagieren oder sich in irgendeiner Form aktiv konzentrieren, wird das „Ich“ ausgeblendet, passive Konzentration dagegen lässt ein Individuum in den gemütlichen Morast der Grübeleien zurückgleiten.
Von Hans Klumbies