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Der Mensch ist ein Beziehungswesen

Wer verliebt ist, der spürt und sieht etwas im anderen. Da ist etwas, was ihn permanent anzieht und die Nähe des anderen suchen lässt. Werner Bartens erklärt: „Es muss nicht unbedingt die komplette Ähnlichkeit der Charaktere sein, man muss sich vom anderen auch nicht in allen Lebenslagen verstanden fühlen und die gleichen Interessen haben. Und trotzdem ist da dieser Wunsch, sich permanent zu sehen, sich zu berühren und dem anderen nahe zu sein.“ Die Bindung ist da, sie ist innig – und sie funktioniert oftmals auch ohne Worte. Immer wieder entstehen Liebesverhältnisse zwischen Menschen, die kaum die Sprache des anderen sprechen. Das funktioniert auch deshalb, weil sich Verliebte in kurzer Zeit körperlich stark angleichen. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

Das Hormon Oxytocin verstärkt das Bedürfnis nach Nähe

Ein Blick von Verliebten sagt oft alles – jedenfalls mehr, als die Sprache ausdrücken kann. Gemeinsam lächeln und lachen stellt sich wie von selbst ein, beim gemeinsamen Essen und Tanzen werden die Körper ebenfalls aufeinander abgestimmt und zeigen an: Wir verstehen uns, wir gehen eine Bindung ein. Erstaunlicherweise ist der Grad der empfundenen Nähe sogar davon abhängig, wie synchron sich die Körper der Menschen verhalten, die es miteinander zu tun haben. Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Seine Verbundenheit mit anderen drückt sich nicht nur in der Sprache aus, sondern besonders in den Nuancen der Bewegung.

Vom ersten Lebenstag an ist es wichtig, eine intensive und liebevolle Bindung zu seinem Kind aufzubauen. Das spüren Eltern eigentlich intuitiv. Besonders die Mütter merken, wie sie sich zu dem Neugeborenen hingezogen fühlen. Die Natur hilft dabei ein bisschen nach und geht auf Nummer sicher, dass sich auch innige Muttergefühle entwickeln: Mit dem ersten Milcheinschuss in die mütterliche Brust wird vermehrt das Hormon Oxytocin freigesetzt. Es ist auch als „Kuschelhormon“ oder „Bindungshormon“ bekannt, da es das Bedürfnis nach Nähe, Berührung und Harmonie vermittelt und verstärkt.

Oxytocin wirkt bei Stress beruhigend

Die Mütter können unter dem Einfluss dieses Hormons gar nicht anders, als das Kind immer wieder in den Arm zu nehmen. Es zu streicheln und sich an die Brust zu nehmen. Sie gehorchen ihrem Instinkt. Werner Bartens ergänzt: „Eine ähnliche Wirkung zeigt das Oxytocin bei Paaren, die sich anfangs ständig anfassen und kuscheln. Das Hormon macht sie zudem herzlicher, generöser und verständnisvoller. Dies führt dazu, dass man den anderen immerzu berühren und herzen will. Oxytocin stärkt aber nicht nur das Bedürfnis nach Nähe, sondern auch das Vertrauen.“

Der körpereigene Botenstoff Oxytocin hat auch noch andere positive Eigenschaften. Bei Stress wirkt er beruhigend und stabilisiert die Stimmung. Zudem aktiviert er das körpereigene Belohnungssystem. Das heißt, Belastungen werden zwar als anstrengend empfunden, aber trotzdem kommt nicht das Gefühl auf, überfordert zu sein. Menschen, die in ihrem Umfeld als besonders herzlich gelten, andere eher umarmen und ihnen öfter ihre Zuneigung und Wertschätzung zeigen, sind deshalb zumeist auch deutlich widerstandsfähiger gegen Stress. Quelle: „Empathie“ von Werner Bartens

Von Hans Klumbies

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