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Der Durchschnitt dominiert in der Welt

Eine der faszinierendsten Eigenschaften der Natur ist nicht nur der große Unterschied zwischen den auf der Erde lebenden Tieren, sondern auch die Ähnlichkeit innerhalb der Arten. Viele Menschen sind auf der Suche nach ihrer Identität, müssen aber feststellen, dass sie als Menschen alle fast identisch sind. Bei der Auswahl geeigneter Menschen für eine bestimmte Aufgabe reicht daher oft auch ein grobe Selektion aus. Denn die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Einzelnen weichen nur gering voneinander ab. Ille C. Gebeshuber stellt fest: „Und das ist nicht unbedingt schlecht, denn von der Mehrheit kaum abzuweichen, also „normal“ zu sein, ist oft ein durchaus erstrebenswerter Zustand. Wir leben also in einer Welt, in der der Durchschnitt dominiert und selbst die Außergewöhnlichsten nur gering über die Masse herausragen.“ Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

Im Traum entflieht man dem grauen Alltag

Ille C. Gebeshuber schreibt: „Was viele von uns schmerzt, ist als unbeachteter Teil der Gemeinschaft zu existieren und nicht aus dem vermeintlich grauen Alltag ausbrechen zu können. Der einzige Ausweg ist der Traum. Daher erschaffen wir uns durch Helden und Götter Idole, die so sind, wie wir sein wollen.“ Das geht so weit, dass die Medien voll sind von überdurchschnittlich erfolgreichen Figuren. Sei es in Politik, Kunst oder Sport – Leitfiguren erlauben uns eine Parteinahme und somit Emotionen.

Darüber hinaus gibt es fiktive Abenteuer, in der die Helden die unmöglichsten und gefährlichsten Abenteuer erleben, ohne auch nur einen Kratzer davonzutragen oder – schlimmer noch – ihr Make-up zu verschmieren. Ille C. Gebeshuber weiß: „Die Identität hat auch andere Folgen. So traurig es ist, muss unsere Gesellschaft nicht besonders auf die Förderung oder den Schutz einzelner Menschen achten.“ Es ist im wirtschaftlichen Interesse, dass der durchschnittliche Mensch eine hohe Mindestausbildung hat.

Jeder Mensch kann und muss ersetzbar sein

Aber wenn einzelne Menschen sterben oder aus anderen Gründen ausfallen, ist der gesellschaftliche Schaden begrenzt. Ille C. Gebeshuber erläutert: „Die Austauschbarkeit des Einzelnen ist für das Überleben unserer so spezialisierten Gesellschaft, die eigentlich ein Schwarm von großen und intelligenten Tieren ist, überlebensnotwendig.“ Jeder Mensch kann und muss ersetzbar sein. Die Konformität des Einzelnen wird durch Sozialinstinkte, Konditionierung und spezielle Einflussnahme sichergestellt.

Dies ist vor allem deswegen möglich, weil die Ähnlichkeit es erlaubt, sehr genau vorherzusagen, wie die Menschen denken, was sie benötigen und wie sie auf Einflüsse reagieren. Und wenn die Konformität nicht erreicht werden kann, stellen gesellschaftliche Schutzmechanismen in Form von Sicherheitskräften und Strafen sicher, dass unzufriedene Einzelne der Gesellschaft nicht schaden können. Ille C. Gebeshuber ergänzt: „Dazu ist es auch notwendig, gesellschaftliche Macht und das damit zusammenhängende Zerstörungspotenzial nur sorgfältig ausgewählten Individuen zu überlassen. Quelle: „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ von Ille C. Gebeshuber

Von Hans Klumbies

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