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Die Sinnfrage entspringt dem Zweifel

Nicht nur gibt es eine Vielzahl von Antworten auf die Sinnfrage, auch die Frage selbst ist äußerst mehrdeutig. Christian Uhle fordert: „Wir müssen überlegen, warum wir überhaupt nach dem Sinn des Lebens fragen.“ Laut Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) ist das Staunen über die Welt und die daraus resultierende Neugier der Antrieb aller Philosophie. Trifft das auch auf die Sinnfrage zu? Natürlich kann man sie aus Neugier stellen, ganz nach dem Motto: Es wäre interessant, den Sinn des Lebens zu erfahren. Im Regelfall ist der Motor des Fragens jedoch kein neugieriges Interesse. Vielmehr beginnt man zu fragen, weil man plötzlich zweifelt. Daher entspringt die Sinnfrage einem tiefen Zweifel am eigenen Leben in dieser Welt. Das Anliegen des Philosophen Christian Uhle ist es, Philosophie in das persönliche Leben einzubinden.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist sehr diffus

Es ist schwer zu sagen, was genau man sich von einer Antwort verspricht. Aber insgesamt hofft man, dass sie geeignet ist, solche Zweifel zu beruhigen. Man will wieder Boden unter die Füße bekommen und sich mit der Welt versöhnen. Christian Uhle stellt fest: „Hinter der Sinnfrage stehen also existenzielle Zweifel und Hoffnungen.“ Ja, man kann sogar noch weiter gehen und sagen: Die Frage nach dem Sinn des Lebens versucht, ein emotionales Bedürfnis in Worte zu fassen. Und gerade deshalb ist die Frage so diffus.

Die Sinnfrage stellt sich einem Menschen nur selten in zufriedenen Momenten, sondern vor allem wenn er Sinn verloren hat oder anderweitig vermisst. Eine solche Sinnleere muss nicht unbedingt Selbstmordgedanken aufwerfen, sie kann auch als kurze Verunsicherung durch den Alltag blitzen. Aber gerade dann ist die Versuchung groß, sich schnell abzulenken und die Sinnfrage in den Hintergrund zu drängen. Nur wenn man sich dem Zweifel stellt, kann man ihn auflösen. Oder auch nicht – vielleicht gibt es keinen Sinn, keine Versöhnung.

Es gibt vier zentrale Auslöser von Sinnkrisen

Ausgangspunkt aller Überlegungen zur Sinnfrage ist eine tiefe Skepsis: Ist das Leben womöglich sinnlos? Dieser Zweifel kann sich in Sinnkrisen verfestigen. Christian Uhle stellt vier zentrale Auslöser von Sinnkrisen in den Mittelpunt seiner Überlegungen. Nämlich die Erfahrungen von Ziellosigkeit, von Vergänglichkeit, von Unwichtigkeit und das Gefühl der Fremdheit gegenüber dieser Welt. Die Suche nach dem Sinn zieht sich durch unterschiedliche Bereiche des menschlichen Lebens.

In Momenten einer Sinnkrise entstehen existenzielle Zweifel. Christian Uhle erklärt: „Die kleinen Sinnlosigkeiten des Alltags türmen sich auf zu einem Berg aus Bedeutungslosigkeit.“ In den Augenblicken des Zweifelns schwingt der Wunsch mit, nicht grundlos auf dieser Welt zu sein, für irgendetwas gut zu sein und deshalb auch Gründe zu haben, durchs Leben zu gehen. Die klassischste aller Varianten der Sinnfrage zeichnet sich ab: Wir sind in diese Welt hineingeboren, aber wozu? Warum sind wir hier? Quelle: „Wozu das alles?“ von Christian Uhle

Von Hans Klumbies

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