Entschuldigungen wirken echte Wunder
Armin Falk betont: „Entschuldigungen wirken echte Wunder. Sie heilen Beziehungen, die durch Fehlverhalten zerstört oder bedroht wurden. Sie lösen emotionale Spannungen und helfen dabei, Konflikte zu klären, sich von Fehlern der Vergangenheit zu befreien, Gefühle von Scham und Schuld zu überwinden.“ Und sie sind die Voraussetzung dafür, dass der Geschädigte verzeihen kann. Das wiederum hilft nicht nur dem Übeltäter, der dadurch eher seinen Frieden mit seinen Fehlern machen kann. Es hilft vor allem dem Geschädigten, der sich aus seiner Opferrolle befreien und die Aufmerksamkeit, die Fixierung auf das erlebte Unrecht leichter überwinden kann. Armin Falk leitet das Institut für Verhaltensökonomik und Ungleichheit (briq). Außerdem ist er Direktor des Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn.
Echte Entschuldigungen erfordern Mut
Dass Entschuldigungen emotionale Spannungen lösen und dabei helfen, durch Unrecht bedrohte Beziehungen wiederherzustellen, spielt nicht nur in Freundes- oder Bekanntenkreisen, sondern auch bei Wirtschaftsbeziehungen. Wenn Entschuldigungen so viel Gutes tun: Warum haben wir dann so oft nicht die Courage, uns zu entschuldigen? Armin Falk hat sich die Frage immer wieder gestellt und glaubt, dass der Schlüssel beim Selbst- und Fremdbild liegt: „Es ist schwer zu sagen: Ich habe einen Fehler gemacht, den ich bereue und für den ich um Verzeihung bitte.“
Der Akt der Entschuldigung ist ein aktives Eingeständnis, kein guter Mensch gewesen zu sein und erzeugt einen direkten und unmissverständlichen Angriff auf ebendiese Illusion: ein guter Mensch zu sein. Aktiv ein positives Selbstbild zu zerstören ist in gewissem Sinne genau das Gegenteil von dem, was Armin Falk an anderer Stelle beschrieben hat, nämlich Wegsehen, Ausweichen und Verdrängen. Es bedeutet den radikalen Bruch mit einer positiven Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung.
Eine Schein-Entschuldigung macht die Dinge nur noch schlimmer
Es ist das Eingeständnis der eigenen Unvollkommenheit und steht dem psychologischen Wunsch nach einem konsistent guten Selbstbild krass entgegen. Armin Falk weiß: „Die Pointe aber ist: Genau, weil sie dem Akteur psychologische Kosten aufbürdet, ist die Entschuldigung wirksam und erfüllt ihren Zweck beim Geschädigten.“ Glaubwürdig ist die Kommunikation nämlich nur, wenn sie für den Kommunizierenden mit Kosten verbunden ist – eine weitreichende Einsicht der mikroökonomischen Theorie.
Das ist auch der Grund dafür, warum nur eine ehrliche, aufrichtige und vollständige Entschuldigung eine positive Wirkung entfaltet. Ein dahingeplappertes „Sorry“ bringt gar nichts. Im Gegenteil. Armin Falk erläutert: „Eine als unaufrichtig wahrgenommene Entschuldigung, die ein Schein-Eingeständnis darstellt und lediglich die Absicht verschleiert, nicht für sein Fehlverhalten geradezustehen, macht die Dinge nur noch schlimmer.“ Häufig zu hören im politischen Kontext: „Entschuldigung, falls sich das für dich so angefühlt hat.“ Eine solche „Entschuldigung“ verschiebt die Verantwortung auf den anderen, auf seine Reaktion. Quelle: „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“ von Armin Falk
Von Hans Klumbies